Die vielen neuen Menschen in unserem Land brauchen Wohnraum, und das sowohl rasch als auch zu erschwinglichen Preisen. Kein Wunder, dass sich Politiker und Wohnbauexperten über neue Modelle Gedanken machen. Mit einer Idee ließ der Salzburger Wohnbaumanager und Chef der Salzburg Wohnbau, Christian Struber, aufhorchen. Er will eine Art "zweiten Wohnungsmarkt" schaffen. Dahinter steckt die Idee, Wohnungen auf Zeit (ein paar Jahre) mit niedrigeren Standards etwa oberhalb von Supermärkten, Parkplätzen und in Abbruchhäusern zu errichten. Diese Wohnungen sollen dann für Flüchtlinge, Obdachlose oder für Frauen nach einem Aufenthalt im Frauenhaus reserviert sein. Manches daran könnte bei einer guten Umsetzung positiv sein. Allerdings fällt einem die objektive Betrachtung angesichts des kühnen Mix von Flüchtlingen, Obdachlosen und missbrauchten Frauen und deren Kindern schwer. Denn keine anderen Frauen als körperlich und seelisch missbrauchte und misshandelte Frauen werden in österreichischen Frauenhäusern untergebracht.
Wohnbaumanager wie Politiker haben recht, dass es in Österreich an erschwinglichem Wohnraum fehlt: für Menschen, die wenig verdienen, also besonders für Frauen, für junge Familien ebenso wie für Menschen mit Asyl, für alte Menschen mit kleinen Pensionen, also auch besonders für Frauen, und für kranke Menschen. Gleichzeitig ist der Befund richtig, dass die Bauvorschriften in diesem Land ins Kraut geschossen sind und Spekulanten ein freudvolles Tun haben. Der Ansatz, Bebauungen über Parkplätzen und auf Supermärkten zu überlegen und Standards zu hinterfragen, ist richtig. Es ist auch sinnvoll, angesichts einer dramatischen Situation aufgrund der Vielzahl der Flüchtlinge über rasche Lösungen nachzudenken. Doch die Idee, dann gleich auch noch Frauen aus Frauenhäusern hier eine günstige Bleibe zu verschaffen, hinterlässt ein ungutes Gefühl. Geht es hier um die Bewältigung einer krisenhaften Situation aufgrund eines Krieges oder sollen hier in einem Aufwasch gleich auch noch inländische Probleme gelöst werden? Gelten für verprügelte und vergewaltigte Frauen in Österreich dann niedrigere Schutzbestimmungen als für andere? Wollen wir solche Ghettos?
Wer solche Übergangswohnungen für verschiedenste Gruppen mit besonderem Hintergrund wie Krieg oder häuslicher Gewalt plant, muss auch dafür sorgen, dass es ein gutes Betreuungskonzept gibt - falls dies bei derart verschiedenen Problemlagen überhaupt machbar ist. Das kostet. Das Flüchtlings-Wohnthema mit der allgemeinen Wohnproblematik derart zu verknüpfen ist gefährlich: in der Umsetzung und auch im Hinblick auf Stimmung und Ängste. Wirklich helfen würde eine Wohnungs- und Raumordnungspolitik, die erschwingliches Wohnen für alle möglich macht.

