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Haben wir keine anderen Probleme?

Es gebe wichtigere Dinge zu tun. So werden Frauenthemen gerne lässig zur Seite geschoben. Ein Plädoyer für mehr Mut.

Karin Zauner

Entnervte Blicke und gesagte oder brüllend geschwiegene Sätze wie "Hamma kane anderen Sorgen?", das sind die Reaktionen, mit denen Frauen, die etwas Kritisches zum Thema Geschlechter und Gerechtigkeit zu sagen haben, konfrontiert werden. Immer noch, aber was schlimmer ist, neuerdings wieder öfter und stärker. Beim Journalistinnenkongress dieser Tage in Wien zitierte die ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner die Schauspielerin Anne Hathaway aus einer Filmszene. "Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als Angst."

Angst überwindet man nur, indem man etwas tut. Dieses Tun kann unangenehm werden. Generell ist es für Journalisten belastend, wenn sie für ihre Arbeit angepöbelt, eingeschüchtert, bedroht und unter Druck gesetzt werden. Frauen können in der Regel damit aber besonders schlecht umgehen. Die "profil"-Journalistin Christa Zöchling hat unlängst offen darüber gesprochen und geschrieben, wie sie seitens der FPÖ namentlich auch in der Öffentlichkeit beschimpft und diffamiert wurde, weil sie sehr kritisch berichtet hat. Wer ihre Erfahrungen liest, dem wird Angst. Es ist kein Zufall, dass derzeit besonders gegen Journalistinnen vorgegangen wird. Sie sind in ihrer Branche nicht gerade die Mächtigsten. Doch im Endeffekt ist es ein Angriff auf den freien Journalismus, über den Weg der Frauen.

Es gibt aber Wichtigeres als Angst. Etwa dafür einzutreten, dass wir in einer Gesellschaft leben, in denen Frauen wie Männer die gleichen Chancen haben. Das sieht auch Außenminister Sebastian Kurz so. Immerhin sagt er, eines der wichtigsten Dinge in der Flüchtlingsfrage sei es, den neuen Menschen in unserem Land unsere Werte zu vermitteln. Als Beispiel nennt er gebetsmühlenartig die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Vielleicht könnten ja auch die ÖVP- und FPÖ-Mächtigen in Oberösterreich ein paar Restplätze in einem solchen Kurs bekommen, auf dass sie nicht weiterhin frauenlos regieren.

Viele junge Frauen, darunter auch Journalistinnen, meinen, die Geschlechterdebatte würde sie weniger betreffen, sie hätten die gleichen Möglichkeiten wie ihre männlichen Kollegen. Eine junge Journalistin erzählte, das habe sie auch geglaubt. "Bis ich die Gehaltszettel meiner männlichen Kollegen gesehen habe", fügte sie hinzu. Wie sagte OMV-Senior-Vice-President Michaela Huber beim Journalistinnenkongress: "Es fängt beim Gendern an und hört bei Ihrem Gehaltszettel auf."

Haben wir keine anderen Probleme? Ja, die gibt es auch. Aber Frauen haben in diesem Land viel zu große Probleme, als dass wir es uns leisten könnten, sie nicht ernst zu nehmen. Als Beispiel sei nur die Altersarmut genannt, und die hat etwas mit Gleichberechtigung und Bezahlung zu tun. Also, nur Mut!