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Fragen wir doch ältere Frauen, was diese über ihre Pensionen denken

Niedrige Pensionen für Frauen: Das Thema verkommt mit jedem Equal Pension Day mehr zur reinen folkloristischen Übung.

Karin Zauner
Für viele Frauen reicht die Pension nicht für ein gutes Leben.
Für viele Frauen reicht die Pension nicht für ein gutes Leben.

Es ist ermüdend geworden, in regelmäßigen Abständen über den Equal Pension Day oder den Equal Pay Day zu reden und zu schreiben. Über jene Tage, die auf die Ungleichheit bei der Verteilung der Pensionen und Gehälter zwischen Männern und Frauen hinweisen sollen. Denn diese regelmäßigen Aufschreie hinterlassen ein schales Gefühl, sind sie doch zur Folklore verkommen. Am 4. August ist also wieder einmal Equal Pension Day, der Tag, an dem Männer schon so viel an Pensionszahlungen bekommen haben, wie Frauen erst zu Jahresende erhalten haben werden. Die durchschnittliche Höhe aller Männerpensionen liegt nun bei 2162,2 Euro monatlich, jene aller Frauenpensionen bei 1285,4 Euro, was nur 59,45 Prozent entspricht.

Die anhaltende Realität in der Arbeitswelt

Wird es besser? Nur marginal. Wir lassen die in Frauensachen Bemühten mehrmals im Jahr jammern - der Frust muss ja auch dann und wann raus, weil gut fürs Gemüt - und machen weiter wie bisher. Keine Ahnung, ob das Strategie ist, es schaut eher nach hinhaltender Taktik aus, jedenfalls ist es schlichtweg Realität.

Ja, es gibt neben den nicht nachvollziehbaren Gründen (schlechtere Bezahlung, nur weil eine Frau den Job macht) nachvollziehbare Gründe, warum Frauen weniger Pension bekommen. Sie arbeiten öfter und mehr Teilzeit, haben weniger Beitragsjahre und sind in schlechter bezahlten Jobs beschäftigt.

Zwischen Freiwilligkeit und gesellschaftlichen Mustern

Alles freiwillig? Oft schon. Die Berufswahl in Österreich ist ja frei und Teilzeitarbeit wird auch häufig freiwillig gewählt. Dass es auch an den mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten liegt, dass Frauen Teilzeit arbeiten, ist evident, und dass Berufe, die oft von Frauen gewählt werden, zwar dringend gebraucht, aber nicht leistungsgerecht entlohnt werden, weil es eben Frauenberufe sind, stimmt auch. Und dennoch arbeiten viele Frauen gern weniger und oft in weniger gut bezahlten Jobs. Also selbst schuld, die Frauen? Oder sind sie noch immer in gesellschaftlichen Mustern verhaftet, die ihnen nicht nur die Kindererziehung, sondern gleich auch das Aufrechterhalten des gesamten sozialen Lebens in Familie und Freundschaften umhängen?

Einblick in die Vergangenheit für eine bessere Zukunft

Meine wunderbare Kollegin Inge Baldinger, die seit Jahrzehnten über Pensionen schreibt, sagte unlängst, sie kenne keine einzige Frau, die Teilzeit arbeitet und mehr arbeiten möchte. Der Punkt ist: Wir fragen die Falschen. Wir sollten jene Frauen fragen, die heute 65 Jahre und älter sind, was sie über ihre Pensionen denken und ob sie ihr Berufs- und Privatleben anders gestaltet hätten, wenn sie die Erfahrungen von heute schon früher gehabt und gespürt hätten. Nicht, dass sich die 30-Jährige heute nicht ausrechnen könnte, wie ihre Pension als 70-Jährige ausschauen wird. Aber jungen Menschen ein Thema zu vermitteln, das sie in eine für sie unvorstellbare, weit entfernte Zukunft katapultiert, ist schwierig. Wer denkt sich schon gern ins Alter.

Ungleichheit in der Work-Life-Balance

Die heute jungen Frauen sollten sich aber zumindest fragen, warum ihre gleichaltrigen männlichen Partner und Freunde mehr arbeiten und besser verdienen, selbst wenn diese auch eine Teilzeitvariante - Stichwort Work-Life-Balance - gewählt haben. Und dann sollten sie rechnen, sich mit Partnerschaftsstatistiken beschäftigen, mit Müttern, Großmüttern und älteren Tanten oder einfach einer klugen alten Nachbarin über dieses Thema reden. Ihnen zuhören, wie diese leben, sich einschränken, das soziale Leben herunterfahren, überlegen, ob sie sich die Pediküre, die für ihre Gesundheit wichtig wäre, leisten oder doch lieber dem Enkerl etwas schenken, wie ihnen jeder Brief des Energieversorgers Magengrummeln verursacht, sie jeder Holperer der Waschmaschine nervös macht und warum sie in belastenden Partnerschaften bleiben.

Herausforderungen und Chancen für junge Frauen

Es ist nicht zu ändern und es ist unbequem: Die jungen und mitteljungen Frauen von heute sind für ihre Pensionen selbst verantwortlich. Die Rahmenbedingungen spielen ihnen nicht in die Hände, dennoch können sie heute besser als noch vor Jahrzehnten handeln, kämpfen und müssen sich nicht alles aufbürden und vor allem einreden (lassen).