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Hauptsache, es ist eine Frau

Jahrzehntelang hieß die Anforderung: Parteigänger, Mann. Wehe, man ändert die Spielregeln.

Karin Zauner

Die wichtigste Qualifikation des neuen Rechnungshofpräsidenten lautet: Es muss eine Frau sein. So und ähnlich wurde dieser Tage berichtet. Wie mögen sich wohl jene hochqualifizierten Kandidatinnen fühlen, die nun für dieses Amt vorgeschlagen wurden? Nachdem erstmals in der jüngeren Geschichte dieser Republik eine Regierung ernsthaft versucht, bei der Postenbesetzung neue Wege zu gehen, soll heißen, die Regierung will die besten und bedeutendsten Jobs im staatlichen Bereich nicht nach Parteipackeleien vergeben, diskreditiert man im Vorfeld pauschal aussichtsreiche Kandidatinnen. Dass jahrzehntelang in diesem Land die Devise galt: Hauptsache, der Job geht an einen treuen Parteigänger, und dass diese Praxis fast ausschließlich Männer in die Spitzenränge brachte, interessierte nie.

Beim Versuch, es anders zu machen, werden qualifizierte Frauen niedergemacht, weil man ihnen unterstellt, im negativen Sinn Quotenfrauen zu sein, denen es an Qualifikation fehlt.

Das Positive an dem Versuch der Regierung mit dem neuen Kanzler Christian Kern, Posten nach objektiveren Kriterien und nach Qualifikation zu vergeben sowie Frauen direkt anzusprechen, ist aber bereits sichtbar. Von acht vorgeschlagenen Kandidaten für den Job des Rechnungshofpräsidenten sind fünf Frauen. Da verpufft das Argument, es gebe halt keine geeigneten oder gewillten Frauen. Dazu passt auch eine weltweite Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, die große Geschlechterunterschiede bei der Ursachenforschung für einen geringen Frauenanteil in Führungsebenen feststellte. Während Männer in den Führungsetagen einen Mangel an geeigneten Kandidatinnen diagnostizierten, prangerten Frauen unternehmenskulturelle Mängel an. Das Ergebnis ist, dass sich Unternehmen wie öffentliche Institutionen selbst schaden, weil sie nicht immer die Besten an die Spitze bekommen und diverse Teams eben besser arbeiten als gleichförmige.

Tomas Chamorro-Premuzic, Universitätsprofessor für Wirtschaftspsychologie in London und den USA, hat erforscht, dass neben den bekannten Gründen für Geschlechterungleichheit auch etwas anderes dazu führt, dass so oft unfähige Personen an die Spitze kommen und dies meist Männer sind. Laut dem Forscher liegt dies am Unvermögen von Frauen wie von Männern, zwischen dem Selbstvertrauen einer Person und ihrer Kompetenz zu unterscheiden.

Wir neigen dazu, Überheblichkeit für Führungsqualität zu halten. Eigenschaften wie Aggression und Selbstbezogenheit, die stärker Männern zugesprochen werden, braucht man zwar, um nach oben zu kommen, aber sie sind gleichzeitig die Ingredienzen für eine inkompetente Führung und im schlimmsten Fall fürs Scheitern von Unternehmen und Organisationen. Männer wie Frauen müssen umdenken.