FPÖ-Mann Norbert Hofer fasziniert stärker die Männer, Frauen hingegen stimmten im ersten Durchgang zur Bundespräsidentenwahl eher für den Grünen Alexander Van der Bellen. Da Frauen aber auch im besonderen Maße die nicht mehr im Rennen befindliche Irmgard Griss gewählt hatten, verwundert es, dass Frauen und Frauenthemen im laufenden Duell-Wahlkampf zwischen Hofer und Van der Bellen kein großes Thema sind. Das ist nur schlüssig, werden Frauen doch seit vielen Jahren in der Politik unsichtbar gemacht, so sehr, dass sie wie in der oberösterreichischen Regierung gar nicht mehr vorkommen. Im Zwang zur Medialisierung und Personalisierung von Politikern bleiben Inhalte, die über aktuelle Ereignisse hinausgehen, auf der Strecke. Da könnte es hilfreich sein, sich ein paar Zitate der Kandidaten anzuschauen.
Hofer meinte unlängst in einer Puls-4-Sendung: "Wenn sich eine Frau für eine Abtreibung entscheidet, sollte man zumindest ein paar Tage Frist einräumen - zwischen der Entscheidung und dem tatsächlichen Eingriff." In dieser Zeit sollten die Frauen darüber beraten werden, welche Möglichkeiten sie haben, vom Staat unterstützt zu werden. "Da geht's um ein Leben", sagte Hofer. "Nein, da geht's um die Frau", sagte Van der Bellen. - Frauen brauchen keine Bevormundung, sie denken selbst nach.
In den Katholischen Nachrichten meinte Hofer: "Ich halte nichts von der Gender-Theorie, das Geschlecht sei sozial anerzogen. Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur in ihren biologischen Merkmalen, sondern auch in ihren Reaktionen und Verhaltensweisen. Gute Frauenpolitik versucht nicht, die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, sondern das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Wichtig sind in meinen Augen ordentliche Gehälter in den sogenannten Frauenbranchen, wie Einzelhandel oder auch in der Pflege." Für Van der Bellen sind "die gleichen Rechte von Menschen unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung ein natürliches und selbstverständlich gewordenes Anliegen. Die Erklärung der Menschenrechte ist Grundlage für mein politisches Handeln. Wenn ich sehe, dass die Gehaltsschere zwischen Männer- und Frauengehältern so weit auseinanderklafft, dann ist das weder fair noch ökonomisch - hier wird diskriminiert."
Hofer singt die Bundeshymne im Gegensatz zu Van der Bellen ohne Töchter, nur mit Söhnen, "weil es mich stört, dass man glaubt, über den Text Frauenpolitik zu machen", meinte er in einem "Standard"-Interview. Der Hymnentext ist übrigens per Gesetz festgelegt. Hofer sagt, er sei "weder Feminist noch Macho", Van der Bellen bezeichnet sich als Feministen "im Rahmen meiner Möglichkeiten".

