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Keine Zeit für Zeitvergeudung

Frauen lassen es sein, wenn nichts weitergeht. Das ist verständlich, spielt aber jenen zu, die Reformen verweigern oder gar keine Lösungen wollen.

Karin Zauner

Reformen, die sie sich vorgenommen hatte, sind nicht umsetzbar. Deshalb schmiss die Vorstandsvorsitzende des Hautpverbands der Sozialversicherungsträger nach nur etwas mehr als einem Jahr den Bettel hin. Ulrike Rabmer-Koller erklärte dies so: "Ich bin angetreten, um etwas zu verändern. Da dies nicht möglich ist, trete ich zurück." Logisch, konsequent, nachvollziehbar. - Doch nicht für alle, die Rabmer-Kollers Tun kommentierten.

Man unterstellte ihr Naivität, weil in Österreich doch jeder wissen müsste, dass die Parteipolitik die Gesundheitspolitik beeinflusst. Sie hätte doch erkennen müssen, dass die Selbstverwaltung der Sozialversicherung vor allem bedeutet, dass sich die österreichischen Sozialpartner selbst verwalten. Als Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer ist es freilich naiv, Rabmer-Koller politisches Naivität vorzuwerfen.

Die Frage lautet vielmehr, warum löste ihr Rücktritt solche eine Aufregung aus? Und zwar Aufregung um die Art ihres Abgangs und weniger darüber, was sie damit an den Pranger stellen wollte, nämlich Reformfeindlichkeit und Stillstand.

Es ist typisch für Frauen, bei Aussichtslosigkeit die Segel zu streichen. Bereits auf Gemeindeebene geben ambitionierte Politikerinnen immer wieder ihr Amt auf, weil sie Endlos-Debatten, die in der Sache nichts vorantreiben, irgendwann nicht mehr aushalten wollen.

Männer sind oft viel eher in der Lage Dauer-Debatten, die sich immer ums Gleiche drehen, zu führen. Hingegen müssen Frauen, vor allem, wenn sie Kinder haben, effizient und effektiv sein. Zeitvergeudung ist nicht drinnen, schon gar nicht, wenn sie keinerlei Mehrwert bringt.

Schade ist, dass der Rückzug von Frauen, die etwas verändern wollen aber nicht können, jenen in die Hände spielt, die ohnehin alles lieber beim Alten lassen wollen und die gar keine positiven Ergebnisse erzielen möchten. Es bedeutet in der Folge, dass meist wieder Männer diese Posten übernehmen. Wie soeben bei den Sozialversicherungen.

Man kann Rabmer-Koller verstehen. Aber viel besser wäre es gewesen, hätte sie konsequent öffentlich aufgezeigt, warum in der Gesundheitspolitik nichts weitergeht, und hätte sie Ihre Lösungsvorschläge laut eingefordert. Aber das ist wahrscheinlich politisch naiv. Für alle anderen Frauen in ähnlichen Situationen aber durchaus ein Rezept.