Tratsch im Berufsleben. Unlängst wurde bei einem Gespräch unter Kollegen über einen Mann und die Möglichkeit, dass dieser den Job wechseln könnte, gesprochen. Vieles wurde erörtert, was den tüchtigen Mann für besagten Job auszeichnen würde. Doch nach einer Weile schloss die Gerüchteküche abrupt. Dafür genügte der Hinweis, dass auf dem diskutierten Posten eine fähigere, besser ausgebildete und erfolgreiche Frau arbeite, der besagter Mann nicht annähernd das Wasser reichen könnte. Manch einer in der Gruppe lächelte erstaunt.
Es fühlte sich gut an, dass eine kompetente Frau ins Rampenlicht gerückt wurde, zumal andere, ohne mit der Wimper zu zucken, ihren Job so ohne Weiteres im Gespräch verhökern wollten. So als gäbe es sie gar nicht. Tage später war in der britischen Zeitung "The Guardian" auszugsweise die Rede der australischen Autorin Heather Rose ("The Museum of Modern Love") anlässlich einer Preisverleihung an sie in Melbourne abgedruckt. In der Rede sprach Rose darüber, dass es für Frauen oft kein einfacher Weg sei, erfolgreich zu sein. Denn es fehle vielen an Unterstützung, auch innerhalb der Familie. Und sie sagte, dass ihr mehr als das "unglaublich viele Geld" für den Preis (35.000 Euro) die Tatsache bedeute, wie sehr sie dadurch ermutigt und bestätigt werde. Auf berührende Weise berichtete Rose, wie sie Jahrzehnte als Autorin damit haderte, nicht gut genug zu sein. "Wenn wir aber die Kreativität nicht fördern, dann ist die Welt ärmer", meint sie und stellt in den Raum, dass Applaus für den Erfolg von Frauen und Ermutigung, diesen zu erreichen, ein eleganter und subversiver Akt für mehr Freiheit werden könnten. Es gehe darum, das menschliche Potenzial zu erkennen, damit Frauen und Männer, egal ob sie Künstler, Wissenschafter, Lehrer oder Wirtschafts-Menschen sind, gleich respektiert, gehört und gefeiert werden.
Welch schöne Idee! Wie oft verpassen wir die Gelegenheit, jemanden mit einfachen Worten zu ermutigen, mit außergewöhnlichen Dingen, guter Arbeit oder Engagement weiterzumachen. Wie oft loben wir ernsthaft und so, dass andere auf jemanden aufmerksam werden? Also mit qualifizierter Rückmeldung. Und wie oft sind Frauen die Adressaten?
Loben ist nicht einfach. Viele haben selbst oft unverdienten Beifall erlebt, der dann zum verkleideten Spott oder zur Durchhalteparole wird. Dabei sind Gelobte laut Untersuchungen der Stanford-Universität motivierter und stecken sich höhere Ziele. Lob wärmt zudem das Herz und öffnet den (verstockten) Geist.
Noch schwieriger ist es, Lob anzunehmen, vor allem für Frauen. Sie neigen dazu, Lob und Anerkennung zu relativieren: "Ach, das war doch nichts . . ." Das motiviert jene, die loben, kaum zu einem nächsten Mal. Die Unsicherheit von Frauen erstickt künftige Komplimente schon im Keim. Damit schaden sich Frauen.

