Über kleine, süße Kuchen einen Text zu verfassen ist normalerweise so langweilig wie Sonntagsreden von Politikern. Und für Frauen über Cupcakes zu schreiben ist so klischeehaft, dass einem dazu normalerweise kein Finger auf die Tasten rutscht. Manchmal wird man aber überrascht, etwa von einer Kuchenverkaufsaktion dieser Tage an der Universität in Queensland in Australien. Die Organisatorinnen einer feministischen Woche an der Uni haben unter anderem Küchlein angeboten. Im Vorfeld erklärten sie, die Cupcakes aber zu unterschiedlichen Preisen verkaufen zu wollen. Männer sollten einen Dollar dafür zahlen, Frauen nur einen Teil davon. Eine schwarze Juristin zum Beispiel 55 Cent. Damit wollten die Organisatorinnen auf Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen hinweisen.
Womit in Brisbane niemand gerechnet hatte, waren die wütenden Reaktionen von Männern, bis hin zu Morddrohungen gegenüber Frauen. Die harmloseren Reaktionen waren jene von Männern, die sich über die Diskriminierung ihrer Geschlechtsgenossen mokierten. 30 oder 45 Cent mehr für 400 Kalorien aus Zucker, Mehl und Fett zu zahlen ist auch wirklich eine Sauerei! Vielleicht könnte sich aber der eine oder andere, der sich deshalb diskriminiert fühlt, in die Situation von Frauen hineinversetzen, die für gleiche Arbeit 20, 30 oder mehr Prozent weniger bezahlt bekommen, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Der Grund für die aus dem Ruder gelaufenen Reaktionen in Australien ist, dass vor allem privilegierte Männer glauben, sie hätten etwas zu verlieren, daher wollen sie Kritikerinnen mundtot machen. Aber warum ist die Angst so groß, dass Männer etwas verlieren, wenn Frauen gleich wie sie bezahlt werden?
Das World Economic Forum hat dieser Tage zu dem Thema eine animierte Grafik des New Yorker Unternehmers Max Galka veröffentlicht, der auf Datenvisualisierung spezialisiert ist. Er hat Einkommen und Beschäftigung von Frauen und Männern in den USA seit 1960 animiert dargestellt. Die Quintessenz: Seit 1960 hat sich für Frauen generell betrachtet viel getan, seit 2000 herrscht aber quasi Stillstand. Und in jenen Berufssparten, in denen Frauen und Männer eher gleichmäßig verteilt vertreten sind und in denen hohe Einkommen bezahlt werden (Ärzte, Anwälte, Wirtschaftsdienstleister), sind die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern wie in den 60er-Jahren eklatant hoch. Im Gegensatz dazu überwiegen zwar in der Lastwagenfahrer-Branche immer noch stark die Männer, aber die Truck-Fahrerinnen verdienen kaum weniger als die Truck-Fahrer. Es sind diese Fakten, die wir uns seriös anschauen müssen, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, anstatt jene zu bedrohen, die mit Kuchen auf Ungleichheit aufmerksam machen.

