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So schnell muss "superschnelles Internet" sein

Mobilfunkverbindungen sind oft wesentlich langsamer als versprochen. Warum sich die Kunden wehren sollten.

Ralf Hillebrand
Wenn ein Video einfach nicht laden will.
Wenn ein Video einfach nicht laden will.

Wie können Mobilfunkanbieter 2018 noch punkten? Kaum durch gute Qualität bei Telefonaten. Diese gilt als selbstverständlich. Auch nicht durch Freiminuten für Auslandstelefonate. Diese sind nach dem Roaming-Aus überflüssig. Und SMS-Pakete braucht sowieso niemand mehr. Die Mobilfunker setzen deshalb auf mobiles Surfen - und bewerben "superschnelle" Internetpakete. Doch laut einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer Wien klafft bei Mobilverbindungen eine riesige Lücke zwischen Werbesprüchen und tatsächlich verfügbarer Bandbreite.

Das Problem beginnt bereits mit kaum haltbaren Versprechen: Mobilnetzbetreiber werben mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Realistisch ist für 4G, die aktuell schnellste Mobilfunkgeneration, aber eigentlich nur 100 Megabit. Auch die AK kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Maximalraten von 50 Mbit wurden noch relativ regelmäßig gemessen, schnellere Verbindungen kaum. "Je höher die beworbene Bandbreite, umso seltener decken sich Theorie und Praxis", beschreibt die Arbeiterkammer. Und sie ergänzt: "Beworbene maximale Bandbreiten sind Werte unter Idealbedingungen, also eher selten erreichbar."

Ob der Nutzer solch schnelle Verbindungen überhaupt braucht, kommt auf den Gebrauch an. Schon mit wenigen Mbit kann man eine Nachrichtenseite ansteuern. Wer aber Onlinespiele spielt, beruflich bedingt große Datenmengen herunterlädt oder Filme streamt, braucht deutlich mehr Geschwindigkeit.

Was müssen die Betreiber nun bieten? Die "geschätzte Maximalgeschwindigkeit", die in jedem Vertrag angeführt ist - und diese "zumindest zeitweise". Um das Tempo festzustellen, bieten sich Apps wie der "RTR-Netztest" an.

Dass die "geschätzte Maximalgeschwindigkeit" oft unter den Werbeversprechen liegt, ist rein rechtlich offenbar gerade noch so okay. Das ändert aber nichts daran, dass es Etikettenschwindel ist. Und desto öfter sich die Kunden aufregen, desto wahrscheinlicher wird es, dass mit diesem Schwindel irgendwann Schluss ist.