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Alte Apfelbäume im Garten, ein Fall fürs Gericht?

Die EU will den Anbau von Obst und Gemüse auch in Gärten regulieren, gibt es aber (noch) nicht zu.

Heinz Bayer


Der Apfel als Sündenfall. Das kennen wir ja. Jetzt droht uns ein zweites Mal die Vertreibung aus dem Paradies. Aus dem Paradies der Vielfalt scheint der Weg geradezu ins Tal der Einfalt zu führen. Wobei es nicht bloß um Äpfel geht. Die EU-Kommission tüftelt an einer Verordnung, die den Lobbyisten auf Dauer Milliardengewinne und eine Monopolstellung verspricht. Die Verordnung soll Landwirten und Gärtnern die Verwendung von einheitlichem Saatgut vorschreiben. Denn wo kämen wir hin, im Kontinent der Pferdefleisch-Lasagne, wenn nicht jedes Lebensmittel normiert wäre? Am 6. Mai will die Kommission den Entwurf vorlegen. Dann ist das EU-Parlament an der Reihe. Wird Realität, was offenbar unter dem Druck internationaler Saatgutfirmen ausgeheckt wurde, droht vielen alten Gemüse- und Obstsorten das Ende. Aus Bauerngärten würden über kurz oder lang Einheitsplantagen, aus Gartlern Gesetzesbrecher. Denn: Landwirte dürften dann nur mehr amtlich zugelassenes Saatgut verkaufen. Seltene, alte Sorten waren zwar bisher ausgenommen. Doch das könnte sich ändern. Umweltschutzorganisationen protestieren deshalb europaweit. Denn es steht zur Debatte, sogar Private dafür zu strafen, wenn sie selbst gezüchtetes Saatgut verschenken.

Was versprachen uns Salzburgs Politiker, als sie für den Beitritt zur EU warben? Ein Europa der Regionen und der Vielfalt. Dafür haben wir gestimmt. Aus tiefer Überzeugung. Dieses Europa wollen wir haben. Und kein anderes.