Ich war Mitglied bei der Baader-Meinhof-Bande. Aber nur für einen Nachmittag. Der Befehl lautete: "Du bist Terrorist!" Es ging um Waffenschmuggel. Ich war "Feinddarsteller" und trug ein Ofenrohr. Darin versteckt war ein StG 58. Ein Sturmgewehr 58. Ich wurde gefasst. In Kuchl. Damals, in meiner Zeit beim Bundesheer. In Erinnerung blieben zudem verkommene Schlafsäle, inkompetente Ausbildner und ganz wenige Offiziere, die in der Dienstzeit außerhalb der Offiziersmesse anzutreffen waren. Drinnen in der Offiziersmesse dürfte es zweifelsohne angenehmer gewesen sein, über die Seeschlacht von Lepanto zu parlieren. Jedenfalls angenehmer, als im Büro Probleme des Heeres anzupacken.
Das alles liegt dreißig Jahre zurück. Vor wenigen Tagen hat es ohne Vorwarnung "zoom" gemacht. An mir fuhr eine Kolonne von Militärfahrzeugen vorbei. Die dürften schon von Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer benutzt worden sein. Damals, als sie für Mr. Schiefer im Steinbruch arbeiteten. Da entstand im Kopf gleich noch ein zweites Bild. Das vom Landsturm. Sie kennen den Landsturm? Den trifft man bei Umzügen im Fasching oder bei Sommerfesten. Junge Burschen verkleiden sich als wehrhafte Bauern und bewaffnen sich mit Heugabeln und Knüppeln.
Das Bild der Militärautos vermittelte ein ähnliches Gefühl wie das vom Landsturm: jenes vom letzten Aufgebot.
Am Sonntag dürfen wir nun über Berufsheer oder Wehrpflicht, über ein bezahltes freiwilliges Sozialjahr oder den Zivildienst abstimmen.
Eine Prognose: Wehrpflicht und Zivildienst werden mit großer Mehrheit bestätigt. Darabos muss gehen. Sonst aber bleibt auf Dauer alles, wie es ist. Fred und Barney fahren weiterhin das gleiche Auto. Na ja. Es muss sich ja eh nicht alle 58 Jahre alles ändern. Oder?