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Die Familie Knatter-Ton und der Wunsch nach Regen

Immer wenn es im Sommer regnet und kalt ist, freuen sich die Menschen in Deantn. Seit ein paar Jahren geht das schon so. Warum eigentlich?

Heinz Bayer
Dienten. Eine Idylle.
Dienten. Eine Idylle.

Ja, es gibt sie, die Idylle. Sie
hat auch einen Namen. Er lautet Deantn. Eigentlich schreibt man das ja so: Dienten. Aber alle sagen stur Deantn. Auch Zweitwohnsitz-Besitzer und normale Gäste - also jene, die irgendwann auch wieder einmal heimfahren. Die Deantna redn voi Deantnarisch. This is a little bit different to the next small village on the other side of the Füznsodl (Filzensattel), called Mary Alp on the Stony Sea. Because it seems - in Mary Alp reden die Menschen lieber Englisch wia Pinzgauerisch. Sie finden das nämlich sehr exSEPPtional! In Mary Alp spricht man more and more in englischer Sprache. Wegen dene Gäst. In Deantn is des ondaschta.

Beide Orte aber verbindet die Hochkönigstraße B164. Die verläuft über den Filzensattel (Füznsodl). Und immer mehr Bewohner beider Orte sind froh, wenn es im Sommer regnet. Nicht deshalb, weil dann das Gartlspritzen ausfällt, sondern weil es gefühlt um hundert Dezibel ruhiger wird. Der Grund: Die Familie Knatter-Ton auf ihren Motorrädern findet die Kurven des Deantna Sattls und des Füznsodls supersexy. Deshalb rasen an schönen Tagen von fünf Uhr früh bis spätabends Motorräder diese Kurven hinauf und hinunter. Mit Vollgas, weil's dann so schön laut ist. Eigentlich müsste die Gemeinde Gratis-Ohrstöpsel ausgeben. Auf der Hausbank sitzen bedeutet in Deanten, ein Feeling zu haben wie beim MotoGP. Früher galt: "Deine Freiheit endet dort, wo die des anderen beginnt."

Die Knatterer sehen das anders. Sie wollen knattern. So wird die Idylle mit Lärm zugemüllt - und die Deantna bekreuzigen sich freudig, wenn es an einem Sommertag regnet.