Die Globalisierung. Ach ja. Manchmal sieht sie so aus: Am Eingang zur Obstpresse in Bramberg steht ein Auto. Es trägt ein holländisches Kennzeichen und gehört offensichtlich einem älteren Paar mit Zweitwohnsitz in der Region Oberpinzgau. Im Kofferraum des Autos lagern riesige Mengen Äpfel. Sie stammen aus Brasilien. Direktimport. Ein Apfel gleicht dem anderen. Wie geklont. Die zwei Holländer lassen daraus in Bramberg Apfelsaft pressen. Der Begriff "Global denken, lokal handeln" wurde von ihnen vermutlich ein wenig missverstanden.
Lokales Handeln hingegen wird von den 400 Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins Bramberg in geradezu erfrischender Weise praktiziert. Eben durch den Betrieb dieser Obstpresse. Die Abfüllung des Saftes nach der "Bag in Box"-Methode zu drei, fünf oder zehn Litern macht eine jahrelange Lagerung ohne chemische Zusätze möglich.
In diesen Tagen "schnurrt" die Bramberger Anlage geradezu. Auch Kleinmengen werden gepresst.
Es wird mit Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus kooperiert. Schon seit 1947 fördert der Verein die Erhaltung alter und die Anlage neuer Streuobstwiesen. Seit dem Kauf der Obstpresse und der Adaptierung der Räumlichkeiten im Wilhelmstall hat sich enorm viel getan.
2007 wurde der Ort mit der Urkunde "Genuss Region Bramberger Obstsaft" geadelt. Eine der schönsten Folgen davon: Alte Apfelsorten wie Geheimrat Dr. Oldenburg, Schöner von Boskoop oder Gravensteiner werden wieder mehr und mehr heimisch.
So ein Apfel muss eben kein brasilianischer Sündenfall sein.

