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Hoamatgfühl in Natur und im Fernsehen

Mit Schmalz lässt sich gut kochen. Die Heimat ist damit aber nicht zu retten.

Heinz Bayer


Es gibt kein Entkommen, denn es ist immer da. Das Hoamatgfühl. In der Fernsehwerbung träufelt es gnadenlos aus dem Lautsprecher. Klebrig wie Schmalz.

Nur: Die Bilder und der Schmachtgesang lassen sich nicht mit der Realität in Einklang bringen.

In der Hoamat überleben nur die Großen. Nicht der kleine Bauer. Der darf höchstens für die Werbemenschen in der Milchkanne rühren. Weil er so nett ausschaut. Die klein strukturierte Landwirtschaft verschwindet. Immer mehr. Mit ihr auch das Hoamatgfühl. Das echte nämlich. Auch, weil es die EU so will. Das ist doppelt tragisch. Denn das gesellschaftliche Rückgrat in Salzburgs Bezirken (und nicht nur da) besteht aus den Menschen, die in diesen kleinen Betrieben arbeiten. Und am Sonntag im Kirchenchor singen. Und mit der Blasmusik ausrücken. Oder mit den Trachtenfrauen, den Plattlern oder den Schützen.

Ob Hoamatgfühl für die Nebenerwerbsbäuerin, die zur Regaleinräumerin im Supermarkt wird, wirklich der Traum ist, "der wohr wean wüll", darf bezweifelt werden. Und: Wie lang hat dieses Gefühl in einem von Gewerbeparks und Siedlungen zerstückelten Land selbst noch a Hoamat?

Die hohe Politik will durch eine Schlacht um Schwedenbomben das Land retten. Zur Zersiedlung, die begleitet wird von einer Zerstörung der Strukturen (Polizei weg, Gerichte weg, Post weg, Bahnhöfe zu), ist kaum etwas zu hören.

Es gibt zwei Wege. Sich vom vermeintlichen Hoamatgfühl einlullen zu lassen oder von der Politik mehr Verantwortung für dieses Land einzufordern. Vielleicht fangen die Salzburger Schützen damit an. Am Sonntag bei der Anton-Wallner-Feier in Vigaun. Schützen hat ja auch irgendwie mit Beschützen zu tun.
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