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Jedermann und die Solisten auf dem Land

Von Nahversorgern, die sich um Öffnungszeiten nicht scheren und warum das ganz großartig ist.

Heinz Bayer

Aus. Maus. So heißt es heute salopp, wenn gar nichts mehr geht.

Aus. Maus. Das gilt leider für eine der wichtigsten Salzburger Kulturinitiativen. Die Rede ist von der Leoganger Kinderkultur (LKK).

Tausende kleine und größere Kinder bekamen durch die LKK unverkrampften Zugang zur Kultur. Nach dem Motto: nicht den Fernseher einschalten, sondern die eigene Kreativität.

Aus. Maus. Der Erfinder und Turbo der LKK, Werner Sandner, hört auf. Dadurch entsteht keine Lücke, sondern ein Krater in der Kulturlandschaft. Wobei: Leogang droht doppeltes Ungemach. Ab 2014 gibt es auch die Theaterstücke des Ensembles "ortszeit" nicht mehr.

Und zum Drüberstreuen: In Neukirchen wird als "Nachdenkpause" bezeichnet, was de facto einem Sterben auf Raten gleichkommt. Mit den Freiluftspielen wird "heuer pausiert". Erst legte vor Jahren Charlie Rabanser seine Funktion nieder. Jetzt tat es Hubert Kirchner. Aus. Maus.

Und die Moral von der Geschicht? Fast immer sind es Einzelpersonen, von denen die kulturellen Impulse auf dem Land ausgehen. Um nur einige zu erwähnen: Von Gerhard Eder und dessen innovativem Geist zehrt die Jazz- und Kulturszene in Saalfelden noch Jahre nach seinem Abgang. Ohne Hermann Mayrhofer gäbe es das fantastische Bergwerksmuseum in Leogang nicht. Das Ehepaar Fellinger küsste mit dem Emailwerk die Stadt Seekirchen kulturell richtiggehend wach. Elisabeth Schneider und ihr Zentrum Radstadt leisten nicht nur mit den Hofhaimer-Tagen unglaubliche Arbeit. Sepp Grabmaier sorgt mit Jazz im Sägewerk fast das ganze Jahr für den richtigen Ton.

Im Lungau steckt Robert Wimmer als Kämpfer in Sachen Kultur nicht auf. Trotzdem ihn die Lokalpolitik im Bemühen um ein Lungauer Kulturhaus Kubus mehrfach verhöhnte.

Die Genannten und viele andere sind Nahversorger in Sachen Kultur. Sie haben immer geöffnet. Nicht nur im Sommer.