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Morgenröte im Da-wo-die-Land

Warum Hans Sandgruber zwar nett ist, auf Dauer aber keine Lösung für dieses Land sein kann.

Heinz Bayer


Da wo die Heimat ist, singt meist Hansi Hinterseer. Grüß Gott und auf Wiedersehen - in dieser Heimat will ich deshalb lieber nicht daheim sein.

In seinen TV-Filmen "Da wo die Berge sind" gibt uns Hinterseer als Hans Sandgruber klar zu verstehen, dass sie möglichst seicht sein sollte, die Heimat.

Um optimalen Profit aus ihr zu schöpfen.

Es ist nicht einfach mit diesem Ding, das sich Heimat nennt. Vor allem nicht jenseits von Da-wo-die Land.

Erst nahmen die Nazis "die Heimat" und alles, das dazu gehört, in Beschlag - sie tun es bis heute. Die Nachwirkungen sind so tief gehend, dass selbst harmlose Tresterer fürchten müssen, von Sittenwächtern unvermutet als Faschisten

geoutet zu werden.

Leni Riefenstahl und ihren Machwerken im Dienst der Nazis folgte das filmische Trallala der 50er-Jahre. Durchaus verständlich: Nach dem Wahn des Krieges wollten die Menschen einfach nur Unterhaltung.

Die Heimat und der Film. Wie sieht dieses Miteinander heute aus? Der Großarler Wolfram Paulus hat mit den Meisterwerken "Heidenlöcher" oder "Die Ministranten" einen Aufbruch geschafft.

Seit einigen Jahren wird von der "Drehbuchwerkstatt" in Köstendorf weiter in diese Richtung gearbeitet.

Mit "Deserteur!" zeigt Gabriele Neudecker, dass ein ehrliches Empfinden für die Heimat auch Raum für unangenehme Fragen geben muss. Nur so bleibt dieses Empfinden glaubhaft. Neudeckers entschlossene Ansage "Ich will den Heimatfilm zurück!" ist so betrachtet ein Anlass zu Vorfreude auf ihre weitere Arbeit.