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Was Verfolgte vielleicht "unfair" fanden

Tobi Reiser, der Juli-Putschist. Berichte darüber findet die FPÖ "unfair". Ein skandalöser Reflex.

Heinz Bayer


Tobi Reiser, der Juli-Putschist. Neue Akten sorgen für neue Aufregung um diese fragwürdige "Ikone" der Volksmusik. Reiser selbst hatte in einem Lebenslauf festgehalten, im Jahre 1934 "kämpferisch tätig" gewesen zu sein. Die Diskussion um den bekennenden Nazi und einen Preis, der nach ihm benannt ist, hat damit eine neue Dimension bekommen. So weit, so schlecht.

Nun meldet sich auch die FPÖ in dieser Causa zu Wort. Namentlich ist es die "freiheitliche Kultursprecherin" und Gemeinderätin Gertraud Schimak. Sie zeigt sich "enttäuscht" über "die derzeit unfair stattfindende Diskussion zum Thema Volkskultur". Hallo! Geht’s noch?

Ihre "Enttäuschung" drückt Frau Schimak so aus: "Es ist traurig, dass Personen, die sich um unser kulturelles Erbe verdient gemacht haben, von Historikern nun ins kulturelle und künstlerische Abseits gestellt werden. Tradition, Sitten und Gebräuche, aber auch unsere Sprache, Dialekte und Lieder sind das, was uns ausmacht - unsere geistige Heimat -, die es verdient hat, auch der nächsten Generation vererbt zu werden." Claqueure und berechnende Mitläufer wie Tobi Reiser machten ein Klima möglich, das letztlich unsägliches Leid und den Tod von Millionen Menschen hervorbrachte. Und Kritik an an diesem Herrn ist "unfair"?

Möglicherweise empfanden es auch Verfolgte als "unfair", dass Männer wie Tobi Reiser als Opportunisten Karriere machten, während sie und ihre Kinder dem Rassenwahn der Nazis ausgesetzt waren. Im Namen der "Heimat".

Und in einem Aufwaschen nimmt Schimak durch ihren skandalösen Reflex wieder einmal die Volkskultur in Geiselhaft.

Es bleibt scheinbar alles, wie es immer schon war. Und die Musi spielt dazu.