Ich kenne sie viele Jahre. Sie ist die Tochter einer befreundeten Familie. Sie wohnte im selben Haus. Lang ist es her. Über zwanzig Jahre. Die Familie übersiedelte. Die Wege trennten sich. Der Kontakt ging fast verloren. Nun tauchte das Mädchen von einst wieder auf. Ganz unerwartet. Das "Treffen" fand auf der Leserbriefseite der SN statt. Unter dem Titel "Verlust des Heimatgefühls" stand zu lesen:
" . . . in den 21 Jahren, in denen ich hier aufgewachsen bin, hat sich das gesamte Ortsbild stark verändert. Die meisten Traditionsbetriebe sind verkauft worden und riesigen Appartementkomplexen sowie Bars, Geschäften und Vergnügungseinrichtungen für Touristen gewichen, die unpersönlich und gedankenlos in das Ortsbild integriert wurden. Oft hat man das Gefühl, an einem völlig anderen Ort zu wohnen, der mehr von Touristen als von Einheimischen bewohnt ist." Der Ort, um den es sich handelt, heißt Kaprun. Das tut nichts zur Sache, denn die Feststellung von Andrea Ziller (25) trifft auf viele Tourismusorte in Salzburg zu. Fest steht: Einen Glassturz über die Heimat zu stülpen wäre ein schlechter Weg, weder umsetzbar noch wünschenswert. Doch das, was wir hierzulande Heimat nennen, Tag für Tag gedankenlos mit neuen Projekten zu beschädigen fällt unter fahrlässig." Dass es junge Menschen wie Andrea Zillner gibt, die das öffentlich kritisieren, verdient Respekt. Hoffentlich bleibt Sie mit ihrer Courage nicht allein.
Eine Frage zum Schluss: Warum werben Touristiker in ihren Prospekten nicht mit der Einkaufsmeile am neuen Kreisverkehr oder der übergroßen Bettenburg - sondern mit Klischeebildern aus einem heilen Land, bei dessen Zerstörung sie kommentarlos zuschauen?