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Wenn die Welt untergeht

Manchmal steht uns das Wasser bis zum Hals. Dann besiegen oft kleine Dinge das große Unglück.

Heinz Bayer

Es war Angst. Sie war deutlich spürbar. An vielen Orten. Bei vielen Menschen. Begleitet wurde sie von einem Bangen und Hoffen.

Die Hoffnung kreiste um den Wunsch, dass die eigene Familie durch die große Flut nicht zu Schaden kommen möge. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht für alle.

Mitten im Wahnsinn, der da passierte, waren sie da. Die Abertausenden Helfer. Ganz selbstverständlich. Nicht nur solche in Uniform. Auch viele Private packten an, ohne lang zu fragen. Eine Gesellschaft ist, scheint"s , immer dann besonders stark, wenn ihr das Wasser förmlich bis zum Hals steht.

Hier ein Beispiel vom Wochenende: Auch in Wals und Siezenheim hinterließ das Hochwasser Verwüstung. Zwei Tage wurde dagegen angekämpft. Von Feuerwehrmännern, die vielfach auch begeisterte Aperschnalzer sind.

Ihr soziales Netzwerk hat Bestand übers Jahr. Am Montag rückte eine Handvoll dieser Walser Schnalzer nach zwei Tagen Hochwassereinsatz zu einer Feier in St. Gilgen aus. Sie wechselten die Feuerwehruniform mit ihrer Lederhose und gaben dem Fest einen schönen Rahmen. Dann ging es retour zur Feuerwehr und in den Einsatz.

Es ist so: Hilfe braucht kleine Strukturen. Dann funktioniert sie am besten.

Diese kleinen, noch immer stark landwirtschaftlich geprägten Strukturen finden sich nach wie vor in den meisten Salzburger Gemeinden. Sie machen am Werktag und am Sonntag die Lebensqualität aus. Und sie bauen die sprichwörtliche Brücke, wenn alle Bäche über die Ufer treten.

Das sind die Werte, die auf der Agenda der Politik eigentlich ganz oben stehen müssten. Leider ist das nicht der Fall. Wer aus einer regionalen Landwirtschaft durch eine völlig falsche Förderpolitik eine Agrarindustrie macht, der bringt nicht nur die Bienen um. Der nimmt auch dem Dorf, dieser Einheit mit menschlichem Maß, die Lebenskraft.