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Wir leasen uns einfach die Heimat zurück

In Salzburg wird man immer kreativer, damit Zweitwohnsitze nicht Zweitwohnsitze heißen.

Heinz Bayer

Zweitwohnsitze? Die sind wie ein Schnupfen. Den will man nicht, man kriegt ihn trotzdem. Zweitwohnsitze? Bei diesem Wort beginnen Bürgermeister, Landespolitiker und Planer meist, ein bisserl verlegen zu werden. Oder kreativ. Sogar maximal kreativ.

Zum Beispiel in Maria Alm. Dort hat man im Ortsteil Hinterthal schon über 70 Prozent Anteil an Zweitwohnsitzen. Jetzt sollen am Rand von Maria Alm 100 neue Ferienwohnungen entstehen. Mit 500 Gästebetten. Und jetzt bitte niedersetzen, weil jetzt kommt’s: Die Wohnungen werden zwar an Gäste verkauft. Diese Gäste müssen aber Miete bezahlen, wenn sie in der eigenen Ferienwohnung Urlaub machen. Logisch, oder?

Das Verfahren für dieses Großprojekt ist noch nicht abgeschlossen. Fritz Maier, leitender Jurist der Raumordnungsabteilung der Salzburger Landesregierung, rechnet aber laut einer ORF-Meldung mit einem klaren Ja der Behörden. Und er erklärt den Ablauf so: "Die Bewerber dürfen die Appartements nur nutzen, indem sie diese über die Managementgesellschaft buchen. Sie müssen auch dafür bezahlen." Herr Maier und die Politik haben also offenbar Sorgen. Aber Achtung, hier werden Sie geholfen: Wir verkaufen die Heimat zu 100 Prozent und leasen sie zurück. Dann haben andere den Ärger und wir nichts als Freude.