Stille. Pechschwarze Nacht. Dann das Rasseln einer Kette. Das hat genügt. Der Krampus musste nicht kommen. Er war da. In der Fantasie. Das hat gereicht. Doch das war einmal. Die Dinge liegen jetzt anders. Sie lesen sich dann so: "1000 Krampusse bei traditionellem Umzug in Schladming-Dachstein. Glockenläuten, ängstliche Gesichter - am Samstag, dem 23. November, ist es wieder so weit: Der legendäre Krampusumzug verwandelt den Ort bereits zum 21. Mal in einen brodelnden Hexenkessel. Bis zu 1000 Krampusse und Höllengeschöpfe verbreiten dabei aber nicht nur Angst und Schrecken, sondern liefern auch eine atemberaubende Show. Für die Sicherheit bei dem Event ist bestens gesorgt. Die Veranstaltung wird von einem Securityteam und der Polizei begleitet."
Das ist heute normal. Brauchtum wird zum hohlen Event - spätestens dann, wenn tausend Spätpubertierende Krampus spielen. Sie tun es leider nicht nur in Schladming.
Parallel dazu liest sich eine Aussendung des Salzburger Stadtmarketings, als wäre sie aus der Zeit gefallen: "Am 5. und 6. Dezember zieht in den Dörfern, Märkten und Städten des Landes nach altem Brauch der hl. Nikolaus mit seinen finsteren Gesellen, den Krampussen und seinen Begleitern, auch Passen genannt, von Haus zu Haus." Zudem werden Workshops angeboten, damit sich Kinder nicht vor Kramperln fürchten müssen. Das nennt sich dann Kinder-Krampus-Streichelzoo.
Doch die Kids, die spielen präventiv ja ohnehin Computerspiele wie Doom - mit genmutierten Monstern. Sie fürchten deshalb weder Tod noch Teufel. Genau wie der Lokalpatriot. Der hat bloß eine Angst: Dass diese Welt vermutlich nicht mehr lang steht.