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Ein Mädchen in Ritterrüstung

Birgitta Schörghofer

Von Streaming im Internet konnte man in den 1970er-Jahren noch nicht einmal träumen. Dafür gab es im Fernsehen jede Menge alter Monumentalfilme und da entdeckte ich sie, meine Heldin. Kann sein, dass es die Schauspielkunst der Ingrid Bergman gewesen ist, ihr schönes Gesicht und der Weichzeichner, warum ich als kleines Mädchen die französische Freiheitskämpferin Johanna von Orléans so sehr ins Herz schloss. Sie imponierte mir, wie sie in ihrer glänzenden Ritterrüstung einer Truppe von Männern Mut zusprach, gegen die Engländer ins Feld zu ziehen. "Wir werden reiten wie der Wirbelwind", rief sie, beseelt in die Ferne blickend. Und die Männer, die sie umringten, hörten still und mit Bewunderung zu - während ich daheim einen täglichen Kampf um Behauptung gegen zwei ältere Brüder ausfechten musste.

Wie sehr wünschte ich mir damals, so unbeirrt meinen Weg gehen zu können wie diese Johanna. Und so opferte auch ich meine Zöpfe, ließ mir die Haare kurz schneiden und fortan nichts mehr gefallen. Dass man die schöne Jungfrau am Ende doch verbrannte, ließ mich nur noch mutiger werden im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.