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Ein Rosenkavalier, Irrwege und Geheimgespräche in Barcelona

Der spanische Grand Prix hat etwas Besonderes. Er gilt als Start der Europa-Saison, und an diesem Wochenende ist auch Sommerbeginn in der Formel 1.

Gerhard Kuntschik
McLaren-Eigentümer Mansour Ojjeh im Gespräch mit Daimler-Chef Dieter Zetsche.
McLaren-Eigentümer Mansour Ojjeh im Gespräch mit Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Monisha Kaltenborn mit Sauber-Gründer Peter Sauber.
Monisha Kaltenborn mit Sauber-Gründer Peter Sauber.

Dazu ist Muttertag. Und es gibt in der Formel 1 noch (junge) Kavaliere. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn staunte nicht schlecht, als sie zum Frühstück von ihrem Piloten Pascal Wehrlein mit einer roten Rose und einem Küsschen überrascht wurde. Das beobachtete auch Gründer und Ex-Eigentümer Peter Sauber, der nur noch selten zur Formel 1 kommt, mit einem Schmunzeln.

Wenig später trafen Valtteri Bottas Eltern im Fahrerlager ein. Wohl erstmals in dieser Saison, denn sie steuerten geradewegs ins Williams-Motorhome. Es dauerte mehr als eine Überraschungssekunde, bis sie feststellten: Knapp daneben. Ihr Sohn, der frühere Williams-Pilot, "wohnt" jetzt bei Mercedes, 100 Meter weiter vorn im Fahrerlager.

Die Gerüchte um eine Rückkehr von McLaren zu Mercedes als Motorenpartner haben sich am Wochenende verdichtet. Sonntag "verschwand" McLaren-CEO Zak Brown neuerlich im Mercedes-Motorhome zum Treffen mit Sportchef Toto Wolff und Aufsichtsrat Niki Lauda. Wenig später traf McLaren-Miteigentümer Mansour Ojjeh mit Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche zusammen. Alles nur Höflichkeit und nette Gesten?

Trotz Fernando Alonsos sensationellem Qualifying (Platz sieben) glauben viele in der Formel 1 bereits an die bevorstehende Trennung von McLaren und Honda nach dieser Saison. Alonso bemerkte übrigens nach der für ihn ungewöhnlich positiven Samstag-Erfahrung: "McLaren hat das drittbeste Chassis nach Mercedes und Ferrari." Eine "Ohrfeige" für Honda… So spricht man wohl nicht über einen Partner, den man "lieb hat".

Dass Alonso dabei Red Bull wohl übersehen hat, machte Dietrich Mateschitz nichts aus. Er schlenderte, eben aus Leipzig vom Besuch beim Bundesliga-Schlager gegen Bayern eingeflogen, entspannt durchs Paddock. Ebenso FIA-Präsident Jean Todt. Der Franzose kündigte übrigens kürzlich an, für eine dritte Amtszeit an der Spitze des Automobilverbandes zu kandidieren. Und wie zuletzt in Sotschi war auch Ex-Zampano Bernie Ecclestone wieder zugegen.

Mehr Unterhaltung für die Fans wollen die neuen F1-Eigentümer. Interviews mit den ersten Drei der Qualifikation wurden Samstag öffentlich auf der Zielgeraden vor der Haupttribüne geführt. Und Sonntag lief der ferngesteuerte Roboter durchs Fahrerlager und erstaunte - den hat man sich allerdings aus der Langstrecken-WM (WEC) ausgeliehen, wo er schon seit Jahren auftritt. Und Grid Girls schießen seit Neuestem T-Shirts in die Tribünen - auch das kennt man von den amerikanischen Football-, Basketball- oder Eishockeyspielen. Aber immerhin: Es gibt Neues in der Formel 1.