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Bitte, Alexis Tsipras, nimm unser Geld!

Österreich brennt darauf, den Griechen weitere überzählige Turnlehrer bezahlen zu dürfen.

Alexander Purger

Griechenland ist nicht nur der Erfinder der Demokratie, es hat auch den diplomatischen Eklat erfunden. Als Gesandte des persischen Großkönigs anreisten, um von den Griechen Erde und Wasser - das Symbol der völligen Unterwerfung - zu verlangen, widerfuhr ihnen zweierlei. In Athen wurden sie zum Tode verurteilt und hingerichtet. Und die Spartaner hielten sich nicht erst lang mit einem Prozess auf, sondern warfen die persischen Diplomaten kurzerhand in einen Brunnenschacht und riefen ihnen hinterher, dort unten würden sie schon Erde und Wasser finden.

So waren die Spartaner. Wir Österreicher sind da ganz anders. Als der griechische Premier Alexis Tsipras gestern nach Wien kam, um von den österreichischen Nettozahlern Euros und Cents - das Symbol der völligen Unterwerfung - zu verlangen, beförderten wir ihn keineswegs in einen tiefen Brunnen. Im Gegenteil. Bundeskanzler Werner Faymann empfing ihn im Bundeskanzleramt, wie man seinen allerbesten Freund empfängt.

Und unser allerbester Freund, das ist der linksextreme Grieche zweifellos auch. Er möchte zwar diverse Milliarden von uns, was aber a) kein Problem darstellt (da wir ja bekanntlich in Geld schwimmen) und b) nur allzu verständlich ist. Schließlich muss der Mann seine Wahlversprechen erfüllen, die a) überaus sinnvoll waren (etwa die Neuanstellung von Tausenden Beamten), doch b) den einen oder anderen Euro kosten, den Tsipras nun einmal nicht hat. Was ist da näherliegend, als einmal kurz in Österreich vorbeizuschauen?

Faymann und alle anderen Österreicher sind begeistert, wenn sie dafür sorgen dürfen, dass Griechenland noch mehr Beamte einstellt. Versonnen denken wir an Meldungen zurück, dass es auf einer dieser fantastischen griechischen Inseln eine Schule mit 14 Schülern, aber vier (!) voll angestellten Turnlehrern gibt. Ja ja, die Griechen. Wir finanzieren ihnen jetzt den fünften Turnlehrer, das ist uns eine Ehre. Denn wir werfen keine Staatsgäste in ein finsteres Loch. Nur unser Geld.

Dafür verrät uns Tsipras ja auch, wie wir dieses Geld wieder hereinbekommen. Den gläubig an seinen Lippen hängenden Wirtschaftsforschern und Politikern hat er schon erklärt, wie's geht: Man darf einfach keine Befehle aus Brüssel mehr erfüllen. Das heißt, man missachtet alle Defizitgrenzen, die man selbst mit beschlossen hat, wirft mit Milliarden um sich, die man nicht hat, und stößt wüste Drohungen gegen jene aus, die einen finanzieren.

Man zeigt soziale Wärme, investiert proaktiv aus der Krise heraus, heilt die Wunden der Sparpolitik, zieht dem eiskalten Neoliberalismus die Giftzähne, kurz: Man verlangt Erde und Wasser von der Realität.