Es ist egal, was Sie kochen. Es ist egal, was Sie einschenken. Und es ist im Endeffekt auch egal, wen Sie einladen. Aber reden Sie um Himmels Willen nicht über die österreichische Innenpolitik!
Viel klüger ist es, zu einem geeigneten Zeitpunkt - also etwa beim Käse - den Satz fallen zu lassen, dass sich das amerikanische Jahrhundert unweigerlich seinem Ende zuneige. Ja, wird dann ebenso unweigerlich einer der Gäste antworten, und jetzt beginne das Jahrhundert der Chinesen. Damit können Sie nichts falsch machen. Das ist hundertfach erprobt und wirkt immer. Ein Drei-Hauben-Tischgespräch wie aus dem Kochbuch sozusagen. Obwohl es Leute gibt, die das mit dem Jahrhundert der Chinesen nicht ganz so sehen. Für sie ist das Ende der Amis so lang nicht ausgemacht, solange die ganze Welt sich mit amerikanischem Fastfood den Magen und mit amerikanischen Fernsehserien das Gehirn verdirbt. Solange die ganze Welt gebannt auf amerikanische Nichtereignisse wie die Oscarverleihung blickt, kann es mit der Hegemonie der Chinesen nicht weit her sein.
Dieser Einwand sprengt eindeutig den Rahmen eines gepflegten Tischgesprächs (überhaupt wenn man schon beim Käse ist), aber er ist doch bedenkenswert. Denn die wahre Weltherrschaft - das haben Ludwig XIV., später die Briten und zuletzt eben die Amerikaner vorgezeigt - übt man mittels seiner Lebensart aus. Und was wissen wir über die Lebensart der Chinesen? Eben.
An dieser Stelle wird es (langer Einleitung kurzer Sinn) jetzt für Österreich interessant. Warum, so ist zu fragen, sollte das neue Jahrhundert nicht das Jahrhundert der Österreicher werden? An jedem 1. Jänner sitzt die ganze Welt vor dem Fernseher, schaut in UNSEREN Musikvereinssaal, hört UNSERE Wiener Philharmoniker und stört durch rhythmisches Mitklatschen UNSEREN Radetzkymarsch. Noch ein paar Dutzend solcher Unsrigkeiten, und wir haben sie, die Hegemonie über das 21. Jahrhundert.
Dazu nun folgender Aktionsplan:
1. Wir überschwemmen die ganze Welt mit McDimpflmoser-Filialen, in denen in ungemütlichem Ambiente kaum genießbare Karikaturen von Wiener Schnitzeln und Sachertorten feilgeboten werden.
2. Wir ziehen im Sulmtal Valley eine riesige Tablet-Industrie auf, die Schneidbrettln der Spitzenklasse produziert, um deren jeweils neuestes Modell (aktuell Schneidbrettl 6S) sich die Kids rund um den Erdball nächtelang anstellen.
3. Wir erklären Werner Faymann zum unbestrittenen Führer der westlichen Welt. Beim Auftauchen einer Krise bittet die ganze Welt ihn und seinen Sicherheitsberater Gerald Klug inständig um österreichische Luftschläge (die wegen der Neutralität übrigens nicht aus der, sondern in die Luft erfolgen).
4. Wir übertragen die diesjährige Mundl-Verleihung in die ganze Welt. Am roten Teppich prügeln sich die It-Girls und It-Boys der Bundesregierung in atemberaubenden Roben um den besten Platz vor den Fotografen. Den Ehren-Mundl für sein Lebenswerk erhält Michael Häupl. Es moderiert Heinz Fischer.
5. Wir machen die nächste Nationalratswahl zu einem weltumspannenden Ereignis. Milliarden von Menschen fiebern die halbe Nacht hindurch mit, ob die Swing States Burgenland und Vorarlberg letztlich an Werner Faymann oder den Nachfolger von Reinhold Mitterlehner fallen. Es analysiert Hugo Portisch.
6. Wir ziehen das Finale der Steuerreform-Verhandlungen (Eastern Conference) zwischen den Red Räubern und den Black Blockers ganz groß auf. Nach dem ersten Viertel beträgt der Raumgewinn für die führende Mannschaft zwei Millimeter. Die Bundeshymne zur Halbzeit singt Kulturminister Josef Ostermayer. Über das Stadion donnert eine Staffel Papierflieger des Bundesheeres.
7. Wir veranstalten den nächstjährigen Song Contest in der Wiener Stadthalle.
Ja, und damit können sie sich brausen gehen, die Amis. Und die Chinesen sowieso.