Komponisten haben es mit den Haustieren. Richard Wagner hatte Hunde (sie hießen nicht Hunding oder Bellgunde, sondern zum Beispiel Peps und Pohl). Mozart hatte einen Star und einen Hund. Und Joseph Haydn hatte einen Papagei. Genauer gesagt einen Graupapagei. Das Besondere an ihm war, dass er (und das unterschied ihn von Wagners Hunden) die bekanntesten Melodien seines Besitzers nachpfeifen konnte. Das Bravourstück des Graupapageis war der zweite Satz von Haydns Kaiserquartett, sprich die Kaiserhymne. Damit wurde er berühmt. Denn ein Vogel, der das "Gott erhalte" pfeifen kann, das ist schon was.
Als Haydn starb und seine Besitztümer versteigert wurden, kam auch der Papagei sozusagen unter den Hammer und ging um die aberwitzige Summe von 1400 Gulden (heute wären das rund 35.000 Euro) an einen Fürsten von und zu Liechtenstein. Dieser war mit dem Erwerb hochzufrieden, denn der Graupapagei erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen vollauf und pfiff seiner Durchlaucht fortan verlässlich die Kaiserhymne vor.
Damit, so muss man aus heutiger Sicht einflechten, unterscheidet sich Haydns Papagei doch deutlich von der Bundesregierung. Die kostet uns zwar auch erkleckliche Summen, erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen aber nur bedingt, wie die jüngste Regierungsklausur gezeigt hat. Zu Haydns Zeiten hätte die Große Koalition wenigstens eine Papageienpreisbremse beschlossen (oder zumindest angedacht). So aber passierte in Schladming wenig Konkretes.
Gut, wird man jetzt einwenden, aber Rot und Schwarz haben sich doch darauf geeinigt, die ÖIAG statt mit Wirtschaftsexperten wieder mit Parteigünstlingen zu besetzen. Das stimmt, und die Regierung wurde hier viel konkreter, als man gehofft hatte. Der ORF sprach richtigerweise von einem Knalleffekt, denn man muss als Regierung am Abgrund einen ziemlichen Knall haben, um so etwas für einen publikumswirksamen Effekt zu halten. Schließlich erinnert sich jeder, wie es der Verstaatlichten ging, als dort die Politik und die Gewerkschaft das Sagen hatten. Papageiengräulich.
Aber man soll nicht alles schwarzsehen. Immerhin hat die Koalition in Schladming endlich das Problem gelöst, wo sie die Milliarden für die Steuerreform herbekommen soll. Das Zauberwort lautet Ankündigungsabgabe. Und zwar hat die Regierung in Schladming derart vieles angekündigt (für März, für Juni, und was dergleichen Monate mehr sind), dass dafür nun enorme Summen an Abgaben fällig werden. Rechnet man noch die Luftsteuer dazu, die SPÖ und ÖVP für ihre bei den Pressekonferenzen abgesonderten Wolkigkeiten zu entrichten haben, ist budgetär jetzt sorgloses Pfeifen angesagt. Schelling erhalte!