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Das Osterei in den Mühlen der Politik

Was passiert, wenn sich Werner Faymann und Reinhold Mitterlehner zum Eierpecken verabreden.

Alexander Purger

Ostern ist die Zeit der Bräuche. Man bildhauert Lämmchen aus Butter. Man fliegt (falls man Kirchenglocke oder Pilger ist) nach Rom. Und man versteckt Ostereier im Garten so gut, dass noch die Archäologen in zweitausend Jahren ihre Freude daran haben werden.

Der beliebteste Osterbrauch in unseren Breiten ist aber das ruckartige Gegeneinanderbewegen zweier Eier, kurz Eierpecken genannt. Dem Vernehmen nach hat Bundespräsident Heinz Fischer die Chefs der beiden Regierungsparteien für Ostersonntag zum Ausüben dieses sinnigen Brauches in die Hofburg eingeladen. Falls das stimmt, passiert jetzt das:

SPÖ und ÖVP setzen eine hochrangige Arbeitsgruppe ein, um das Eierpecken vorzubereiten. Zieldatum ist der 29. Juni. Geplant ist das größte Eierpecken aller Zeiten. Die Gewerkschaften starten eine Unterschriftenaktion für ein Peck-Volumen von mindestens sechs Milliarden Eiern. Die SPÖ-Jugend erklärt, wenn Werner Faymann nicht mit einem dunkelroten Ei zum Pecken gehe, könne er gleich zurücktreten. Michael Häupl sagt, ihm sei die Eierfarbe völlig powidl, schließlich könne die Wiener SPÖ selbst einen grünen Eierschädel im Handumdrehen rot färben.

In der ÖVP bricht eine heftige Debatte über die regionale Herkunft von Reinhold Mitterlehners Ei los. Die Westachse plädiert im Sinne des Föderalismus für ein Tiroler Ei. Die steirische ÖVP erklärt, es komme nur ein Ei vom Sulmtaler Huhn infrage. In Niederösterreich greift sich Erwin Pröll an den Kopf.

Die Wirtschaftskammer äußert ernste Sorge um den Neststandort Österreich und ruft nach einer Senkung der Ei-Nebenkosten. Die Arbeiterkammer prangert die ungleiche Ei-Verteilung zwischen Arm und Reich an und fordert Negativeier für Einkommensschwache.

Das neue ÖVP-Programm tritt für eine gemeinsame europäische Eierspeise ein. HC Strache meint, die Regierung habe einen Pecker. Die Grünen rufen nach einem Verbot nicht veganer Eier. Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou fordert ein Ende des kriegerischen Eierpeckens und errichtet um 130 Millionen Euro eine Begegnungszone für Ostereier. Genderbeauftragte pochen auf das Binnen-I und die korrekte Schreibweise E-I.

Unterdessen wird der Geheimplan Faymanns bekannt, am Ostersonntag mit einem gefärbten Beton-Ei in der Hofburg zu erscheinen. Die ÖVP reagiert verschnupft und verlangt neue Verhandlungen. Ihr Kompromissvorschlag lautet: Hühnerei, zehn Minuten Kochzeit, Ummantelung mit Tiroler Zirbenholz fakultativ. Die SPÖ plädiert für: Straußenei, 100 Minuten Kochzeit, Rammsporn aus Edelstahl.

Die Arbeitsgruppe berät über ein verpflichtendes Ei-Monitoring. Zieldatum: 6. Dezember.