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Komm, Schatz, wir stellen die Medien um

Was eine Namensvetterin von Pippi Langstrumpf mit der Regierungsklausur zu tun hat? Na, eine ganze Menge.

Alexander Purger

Ist das jetzt eine Klausur oder eine Kunstinstallation? Man kann sich da nicht ganz sicher sein. Denn in unmittelbarer Nähe des Hotels, in dem unsere Regierung momentan klausiert, steht die Kunsthalle Krems. Und dort läuft gerade eine Ausstellung der berühmten Schweizer Objektkünstlerin Pipilotti Rist.

Ausstellungstitel: "Komm, Schatz, wir stellen die Medien um und fangen nochmals von vorne an." - Furchtbarer Verdacht: Sollten Werner F. und Reinhold M., die da gestern in Krems versuchten, die Medienberichterstattung über die Große Koalition umzustellen, indem sie bei allen Reformen nochmals von vorne anfangen, gar nicht existieren, sondern bloße Erfindungen von Pipilotti Rist sein?

Vielleicht gibt der Ausstellungstext Auskunft. Wir zitieren: "Bewusst eingeführte Bildstörungen attackieren die glatte Perfektion herkömmlicher Medienbilder." Das mit den Störungen würde auf die Große Koalition passen. "Auflösung der Grenzen zwischen Wahrnehmung und Imagination." Ja, das passt auch. "Traumartiger Charakter". Eine präzise Beschreibung der Steuerreform. "Betörende Fantasiewelten." Damit ist sicher die Behauptung gemeint, es gäbe kein Pensionsfinanzierungsproblem. - Also vier Beweise: Diese Regierung ist eine Pipilotti-Rist-Installation.

Und weil schon von den Pensionen die Rede war: Ist denn das Kunstprodukt Hans Jörg Schelling wahnsinnig geworden? Der Mann muss eine bewusst eingeführte Bildstörung haben, jetzt - wenige Monate vor der Wiener Landtagswahl - eine Pensionsreform zu verlangen. Das ist ja Selbstmord mit Anlauf!

Was wird Pipilotti Rist diesen Schelling wohl als nächstes machen lassen, um die glatte Perfektion herkömmlicher Medienbilder zu attackieren? Wird Schelling vor der steirischen Landtagswahl eine Luxussteuer auf Kernöl einführen? Wird er vor der nächsten Vorarlberger Landtagswahl ein Bodenseeschiff auf den Namen "Wien" taufen? Wird er vor der nächsten Nationalratswahl die volle Besteuerung des 13. und 14. Monatsgehalt ankündigen? "Surreale Brüche in der scheinbaren Realität", heißt es dazu im Ausstellungstext.

Vielleicht hat Schelling aber auch nur zu viel "Don Quixote" gelesen. Sie wissen: Kampf gegen Windmühlen. Wobei man sagen muss, das Buch hat über 1000 Seiten und nur eine einzige erzählt die Sache mit den Windmühlen. Viel ausführlicher wird im "Don Quixote" übers richtige Regieren philosophiert. "Erlasse nicht viele Gesetze und Verordnungen", heißt es da etwa. "Erlässt du sie aber, so sorge dafür dass sie gut sind, und hauptsächlich, dass sie auch befolgt werden." - So weit ein kleiner Gratis-Tipp von Cervantes für die aktuelle Regierungsklausur-Installation in Krems.