Gleich zwei Kandidaten aus Tirol - das gab es bei einer Bundespräsidentenwahl noch nie. Wie werden die Tiroler auf diese ungewohnte Situation reagieren? Wen werden sie wählen? Spannend. Aber für den Wahlausgang letztlich völlig gleichgültig, wie zumindest eine Anekdote aus dem Jahr 1951 nahelegt.
Der Bundespräsident wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vom Volk gewählt, es kam also zum ersten Präsidentschaftswahlkampf. Bundeskanzler Julius Raab unternahm mit dem ÖVP-Kandidaten Heinrich Gleissner eine Wahlreise nach Tirol. Als der spätere Innsbrucker Bürgermeister Alois Lugger dabei abfällige Bemerkungen über Gleissner machte, brummte Raab: "Lugger, sei stad, ös Tiroler wählts ja net amal die Zech'n vom Bundespräsidenten."
So ist das also. Raabs Bemerkung ist natürlich politisch extrem unkorrekt, denn jede Stimme zählt. Aber die politische Korrektheit war 1951 noch nicht erfunden. Und reizvoll ist die Vorstellung, dass unser Bundespräsident bundesländerweise in seinen Einzelteilen gewählt wird, ja durchaus.
Wie könnte man sich das konkret vorstellen? Der Kopf würde natürlich von Wien gewählt, denn Wien ist ja das Hirn von Österreich. Also wählt Wien das Staatsoberhaupt-Haupt. Wie man die Wiener kennt, werden sie den Kopf von Rudolf Hundstorfer wählen.
Den Rumpf des Bundespräsidenten darf das größte Bundesland bestimmen, also Niederösterreich. Das schwarze Kernland wird wohl den Rumpf von Andreas Khol wählen.
Für die anderen Bundesländer bleiben dann die oberen und unteren Extremitäten. Die Steirer - Grüne Mark! - wählen das linke Bein von Alexander Van der Bellen. Die Oberösterreicher wählen überraschend das rechte Bein von Irmgard Griss in die Hofburg, die Salzburger die Zehen des noch unbekannten FPÖ-Kandidaten. Und so weiter. Spannend wird die Wahl der rechten Hand, mit der das Staatsoberhaupt die Angelobungsurkunde des nächsten Kanzlers unterschreiben wird. Diese Frage entscheidet das rot-blaue Burgenland.
Im Endeffekt wird der Bundespräsident dann Komponenten aller Kandidaten aufweisen und somit wirklich die Fleisch gewordene Überparteilichkeit sein. Also ideal.
PS: Die eingangs erwähnte Raab-Anekdote geht übrigens noch weiter. Nach dem Rüffel für Lugger erkundigte sich der ebenfalls anwesende niederösterreichische Landeshauptmann Johann Steinböck bei Julius Raab, was den wohl die Niederösterreicher am Bundespräsidenten wählen. Raab maß den überaus beleibten Fragesteller mit einem langen Blick und antwortete dann: "Dös waaß i net. Aber ans waaß i: Wenn du der Kandidat warst, Hannes, nacha wählatens die Wampen."

