Nach geschlagener EU-Wahl ist jetzt allerorten von Triumphen die Rede. Weniger im bescheidenen Österreich, wo am Sonntag jedem Sieg einer Partei auch eine kleine Niederlage innewohnte (und umgekehrt). Aber im Ausland.
Da feierte in Frankreich die rechtsextreme Front National einen Triumph. (Dafür setzt es jetzt sicher strenge EU-Sanktionen!) In Italien triumphierte die Partei von Premier Matteo Renzi. Und aus Großbritannien wird ein Triumph der EU-Austrittspartei gemeldet.
Schön. Aber was genau ist jetzt eigentlich ein Triumph? Schwer zu sagen. Wir wissen ja nicht einmal genau, was Sieg und Niederlage sind. Hat die ÖVP nun einen Sieg errungen, weil sie auf Platz eins landete, oder eine Niederlage erlitten, weil sie einige Prozentpunkte verlor? Und hat umgekehrt die SPÖ einen Sieg eingefahren, weil sie ein bisschen etwas dazugewann, oder eine Niederlage, weil es nur für Platz zwei reichte? Wir wissen es nicht.
Was wir wissen, ist, was ursprünglich ein Triumph war. Nämlich eine Erfindung der alten Römer. Wenn bei ihnen ein Feldherr siegreich aus einer Schlacht heimkehrte, bei der er mindestens 5000 Feinde getötet hatte, wurde er im Triumph in die Stadt geholt.
Der Triumphator stand in seiner purpurroten Toga auf einem vierspännigen Wagen und wurde durch die festlich geschmückten Straßen Roms hinauf zum Jupitertempel geführt, wobei ihm ein Sklave, der hinter ihm auf dem Wagen stand, einen Siegerkranz über sein Haupt hielt. Frenetischer Jubel!
Damit der solcherart Geehrte nicht überschnappte, hatte ihm der den Kranz haltende Sklave ständig ins Ohr zu flüstern: "Bedenke, du bist nur ein Mensch." - Das also ist ein Triumph. Wir können uns jetzt zum Beispiel Othmar Karas (der mindestens 5000 EU-Skeptiker durch Handauflegen geheilt hat) in einem roten Nachthemd vorstellen, wie er in einem Fiaker stehend, bejubelt von einer ekstatischen Menschenmenge, zur ÖVP-Zentrale gefahren wird. Und hinter ihm steht der von den Umständen versklavte Michael Spindelegger und flüstert ihm ins Ohr: "Bedenke, du bist noch nicht EU-Kommissar und auch noch nicht Bundespräsident."
Manche Siegertypen allerdings hielten sich nicht mit Kutschenfahrten und Unter-Kränzen-Herumstehen auf, sondern strebten nach Höherem - nach göttlichem Ruhm. Sie ließen sich als unsterblicher, unbesiegbarer Herkules darstellen. Unverzichtbare Requisiten dafür waren eine Keule, ein knappes Schürzchen aus dem Fell eines selbst erlegten Löwen und Muskeln im preiswerten Sechserpack.
Diese Form der Darstellung ist aber absoluten Superhelden vorbehalten. Also etwa Jean-Claude Juncker oder Martin Schulz.