alexander purger
Ah, das ist es! Sie haben sich sicherlich schon gefragt, warum unsere Große Koalition trotz ihrer herausragenden Leistungen, um die uns die ganze Welt beneidet, eine Wahl nach der anderen verliert und ansehensmäßig irgendwo zwischen Keuchhusten und wurmigen Kirschen rangiert. Nun, die glasklare Antwort kam jetzt von Josef Ostermayer: Die Medien sind schuld.
Da Josef Ostermayer unter anderem Inserier- und Medienminister ist, also Expertenwissen besitzt, kann er gar nicht irren. Die Medien sind es, die in bösartiger, abgefeimter Weise das Licht der Regierung Faymann/Spindelegger unter den Scheffel bzw. den Fingerhut stellen. Es wäre hoch an der Zeit, den Herrschaften in den Medien das Handwerk zu legen und dafür zu sorgen, dass in den Redaktionsstuben wieder die Wahrheit geschrieben wird.
Die Medienpolitik muss ihre Glacéhandschuhe ausziehen und sich ein Beispiel an den Preußen nehmen. Dort wurde noch im 19. Jahrhundert ein Zeitungsverleger angeklagt, weil er eine Heringsreklame zu nahe neben den Hofnachrichten platziert hatte. Dieser Respekt vor dem Hofe muss auch bei uns wieder Einkehr halten.
Hier einige Textbausteine, die fortan zwanglos in die innenpolitische Berichterstattung einzufließen haben:
"Finanzminister Michael Spindelegger segnete heute auf dem Weg zur Arbeit drei Kinder, die ihm von dankbaren Müttern auf den Knien liegend entgegengehalten wurden. Im Beisein seiner beiden konzelebrierenden Staatssekretäre taufte Spindelegger alle drei Kinder auf den Namen Hypo."
"Kanzler Werner Faymann empfing heute 124 Delegationen aus anderen Ländern in Audienz, die alle von ihm Brosamen seiner Staatskunst erbaten. Faymann gab den begierig an seinen Lippen Hängenden geduldig Auskunft und entließ sie dann, nicht ohne jedem ein gold gerandetes Faymann-Bildchen mit auf den Weg zu geben."
"Die mit Spannung erwartete Ministerratssitzung konnte heute erst mit Verspätung beginnen. Grund war die Große-Koalition-Dankesprozession, die in Wien den gesamten Verkehr lahmlegte. Nur mühsam konnten sich die Minister den Weg durch die begeisterte Menge bahnen, die ihnen den Saum des Gewandes küssen wollte."
"Die Aktion ,Gold gab ich für Rot-Schwarz‘ hat ein neues Rekordergebnis erbracht. Hunderte Prominente stellten sich in den Dienst der guten Sache und nahmen in der Telefonzentrale des Finanzministeriums stundenlang Spendenzusagen entgegen. ,Wir wissen gar nicht, was wir mit all den vielen Milliarden tun sollen‘, stöhnt die Regierung. ,Aber bitte, wenn's den kleinen Leuten eine Freud' macht . . .‘"