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Ein paar Worte zur raschen Abkühlung

Hitze ist reine Einbildung. Man muss sich einfach das Gegenteil vorstellen.

Alexander Purger

Bei den Salzburger Festspielen sieht man es wieder ganz deutlich: Hitze und Hitze sind zweierlei. Die Orchestermusiker fideln, trommeln und pauken oder verrichten sonst eine schwere körperliche Arbeit, tragen aber Frack. Die Herren im Publikum sitzen nur herum und tun gar nichts, entledigen sich aber schon beim Hereinkommen ihres Sakkos.

Ein großes Geheimnis umgibt also die Hitze. Offensichtlich kann man ihre Wirkung durch Autosuggestion heben oder - besser - senken, wie ja schon Schopenhauer in seinem Werk "Die Abkühlung als Wille und Vorstellung" beschrieben hat. Wem zurzeit zu heiß ist, der möge sich also Folgendes vorstellen:

Wir leben in einer Zwischeneiszeit. Das Koalitionsklima ist frostig. Marcel Hirscher hat soeben auf dem vollkommen vereisten Ganslernhang den Slalom von Kitzbühel gewonnen. Im Fernsehen läuft die Verfilmung des Ransmayr-Romans "Die Schrecken des Eises und der Finsternis". Die Handlung dreht sich um eine Nordpolexpedition. Ein österreichisches Schiff liegt unrettbar im zehn Meter dicken Packeis gefangen. Die hungrigen Eisbären beobachten die Eingeschlossenen mit kalten Augen. Wem das zu tragisch ist, der kann zum Zeichentrickfilm "Ice Age 5" umschalten.

Das Koalitionsklima ist immer noch frostig. Die SPÖ warnt eindringlich vor einer schwarz-blauen Koalition, die bekanntlich eine Regierung der sozialen Kälte ist. Die ÖVP dementiert kühl lächelnd. Die FPÖ weist jeden eiskalten Neoliberalismus weit von sich.

Das Radio bringt ein Interview mit dem Eishockeyspieler Dieter Kalt. Nach einem Vortrag über den absoluten Gefrierpunkt folgt das Wunschkonzert. Erster Wunsch: Der Schlittschuhwalzer. Zweiter Wunsch: "Schifoan" von Wolfgang Ambros. Dritter Wunsch: Die berühmte Frostszene aus Henry Purcells Barockoper "King Arthur", in der die Musik das Zähneklappern der Frierenden und das eisige Klirren des Frostes wiedergibt.

Die beliebteste Eissorte der Österreicher ist Vanille. In Wals-Siezenheim wartet auf die Innenministerin ein eher frostiger Empfang. In der Eisriesenwelt in Werfen sollte man sich bitte warm anziehen.

Um das Jahr 1500 war es in Europa besonders kalt. In Florenz schneite es im Winter 1511 so viel, dass die ganze Stadt voller Schneemänner war. Die angeberischen Medici ließen sich den ihren von Michelangelo bauen. Das Kunstwerk ist leider nicht erhalten.

In Kaltenhausen gibt es kühles Bier. Dazu passt geeiste Gurkensuppe und eine Stelze, bei den Deutschen Eisbein genannt. Das Koalitionsklima ist weiterhin frostig. Und die Temperatur auf dem Planeten Pluto beträgt minus 230 Grad. Na, ist Ihnen schon kühler?