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Er ist gegangen

Alexander Purger

Zugegeben, das ist jetzt keine wirkliche Neuigkeit mehr, aber einer der ganz Großen hat uns verlassen. Er hatte eine turbulente Amtszeit, er hatte wirklich zu kämpfen und er hat gewiss den einen wie auch alle anderen Fehler gemacht. Im Rückblick erscheint jedoch alles in einem milden Licht. Die Nachwelt flicht ihm Kränze, und sogar ein strahlender Sommermonat ist nach dem Dahingegangenen benannt: Spindelegger!

Unsinn. Die Rede ist natürlich vom römischen Kaiser Augustus, der vor genau 2000 Jahren, im nach ihm benannten August des Jahres 14 n. Chr., das Zeitliche segnete. Die erhabenen Nachrufe, die anlässlich dieses Jahrestags erschienen sind, haben in Erinnerung gerufen, was für ein moderner Herrscher dieser Augustus war.

Im Wahlkampf hatte er sich strikt gegen Steuererhöhungen ausgesprochen, sobald er aber fest im Sattel saß, überlegte er es sich anders. Zur Finanzierung der Armee - "Die darf nicht ausgehungert werden", war seine stehende Rede - führte Augustus eine Warenverkaufssteuer in Höhe von einem Prozent ein. (Womit erklärt ist, warum ihm zu Ehren ein Monat benannt wurde. Bei einem Mehrwertsteuersatz von einem Prozent würden wir ganze Jahrhunderte nach dem Finanzminister benennen.) Der Kaiser führte auch noch andere Steuern ein, nämlich eine Erbschaftssteuer (vermutlich auf Druck des Koalitionspartners) sowie eine vierprozentige Sklavenverkaufssteuer.

Das Geld steckte er in einen Ausbau des Sozialstaates. Dieser ruhte in Rom auf drei Säulen. Erstens waren da die Verteilungen von Gratisgetreide, zweitens die kostenlosen Zirkusspiele und drittens die sozialen Wurfgeschenke. Da wurden Münzen, Edelsteine und sogar Gutscheine für Häuser und Landgüter wahllos unters Volk gestreut. - Alles zur höheren Ehre des Herrschers. Ähnlichkeiten mit dem heutigen Sozialstaat sind ganz und gar zufällig.

Wobei Augustus auf soziale Staffelung achtete. Zwar konnte bei den Wurfgeschenken jeder zulangen und auch das Gratisgetreide stand jedem Römer unabhängig vom Einkommen zu. Allerdings mussten sich alle Bezieher in eine öffentliche Liste eintragen lassen, sodass die vornehmen Römer lieber auf ihre Zuteilung verzichteten, als öffentlich als Sozialhilfeempfänger dazustehen. - Eine recht einfache Form der Reichensteuer.

Der Kaiser arbeitete des Weiteren mit steuerlichen Anreizen. Um der sinkenden Geburtenrate zu begegnen, honorierte er Eheschließungen und Kindersegen mit Steuererleichterungen (quasi Geld- statt Sachleistungen). Als das nichts nützte, initiierte er ein Gesetz, das Ritter und Senatoren ab einem gewissen Alter zu Ehe und Fortpflanzung verpflichtete. Der Schönheitsfehler war nur, dass das Gesetz von zwei Konsuln erlassen wurde, die beide unverheiratet und kinderlos waren. Da begann es unter den Landesfürsten zu rumoren.

Zu einem echten Aufstand der Westachse kam es dann in der Frage der Steuerreform. Als unter Augustus die Steuern in den besetzten Gebieten (also allen Ländern außerhalb Wiens, äh, Roms) drastisch erhöht wurden, löste dies einen Aufstand der Germanen aus. Unter Führung des leicht rabiaten Cheruskerhäuptlings Hermann vertraten sie die Auffassung, dass Sparen und Schuldenabbau eindeutig Vorrang vor neuen Steuern haben müssten. Damit drangen sie in der Hauptstadt jedoch nicht durch, woraufhin es zum berühmten Parteivorstand im Teutoburger Wald kam, bei dem Augustus nicht weniger als drei Legionen verlor. Da hat er ganz schön gejammert.

Ihm persönlich passierte aber nie etwas, da er im Wissen, wie sein Vorgänger Julius Caesar geendet hatte, immer einen Panzer unter der Toga trug. Das hätte Michael Spindelegger vielleicht auch tun sollen. Am Ende sei zum Abgang des Augustus noch festgestellt, dass er mit seinem Nachfolger Tiberius kein Glück hatte. Der wirkte zwar am Anfang seriös, war dann aber eine windige Figur.