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Herzog Blaubarts Salzburg

Alexander Purger

Ein Wort zur Kunst. Genauer gesagt zu den Salzburger Festspielen. Deren nächstjähriges Programm ist aus Einsparungsgründen eher schütter, was da und vor allem dort für Naserümpfen gesorgt hat. Aber heißt es nicht "Die ganze Welt ist Bühne"?

Wenn die Festspielleitung auslässt, muss eben die Politik einspringen. Man könnte sich zum Beispiel gut vorstellen, dass die Salzburger Kommunalpolitik zu den Festspielen die Bartók-Oper "Herzog Blaubarts Burg" beisteuert. Hauptpersonen sind Burgherr Heinz und seine Gespielin Barbara, die sich nicht einigen können, welches Bad sie in ihre Burg einbauen sollen.

Barbara möchte eines mit diesen modernen Massagedüsen, von denen der Minnesänger Walther von der Liegewiese aus fernen Spa-Resorts im Frankenlande berichtet. Der Burgherr möchte aber lieber einen Badezuber und wird am Ende so wütend, dass er Barbara nach dem Motto "Fort mit Schaden" hinter einer der sieben Türen seiner Burg verschwinden lässt. Was für ein fantastischer Opernstoff!

Die Delegierten des jüngsten ÖVP-Parteitags könnten zu den Festspielen Wagners "Der Ring, der nie gelungen" beisteuern. Man stelle sich nur die Anfangsszene vor: Drei Delegierte der ÖVP-Frauen räkeln sich spärlich bekleidet in der Salzach und schmachten "Reinhold, Reinhold, rei-heiner Hold!" Da werden die Leute von weit her kommen, um das miterleben zu dürfen.

Die Delegierten des kommenden SPÖ-Parteitags wiederum könnten das Festspielprogramm um Puccinis "La Bohème" auffetten. Ein Dichter namens Werner verliebt sich in eine Mimi-Partei, die sich jedoch leider als unheilbar schwindsüchtig erweist (Arie: "Wie eiskalt ist dies Händchen"). Im zweiten Akt kauft er ihr ein rosa Häubchen, was aber die Farbe der Neos ist, womit alles sehr tragisch endet. Ganz große Oper!

SPÖ und ÖVP gemeinsam werden eine Neuauflage von Verdis "Troubadour" auf die Beine stellen. Die Handlung ist bekanntlich etwas kompliziert. Eine rothaarige Roma und Sinti mit schwarzen Augen bringt Zwillinge zur Welt, die bei der Geburt vertauscht werden. Als die beiden erwachsen sind, leitet jeweils der eine die Partei des anderen, weshalb die ÖVP jede Menge SPÖ- und die SPÖ jede Menge ÖVP-Politik macht, was dazu führt, dass sich die zwei bis aufs Messer bekämpfen. Und auch wenn Anna Netrebko wieder die Museumsaufseherin singt, nimmt das alles ein tragisches Ende.

Nichts wird es bei den Salzburger Polit-Festspielen aus einer Aufführung von Pfitzners "Palestrina". Grund: ein Veto der Grünen. Denn auf dem Besetzungszettel stehen geschätzt 40 Männer und höchstens fünf Frauen. Das spricht jeglicher Gleichberechtigung Hohn. Hat dieser Pfitzner noch nie etwas von Frauenquote gehört?

Nun aber zum Schauspiel. Die aktuelle Bundesheer-Debatte wird bei den Festspielen zu Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Klug" umgearbeitet. Die Salzburger Landeskoalition bringt auf der Pernerinsel Nestroys unverwüstliches Lehrstück "Der böse Geist Lumpazivagabundus" heraus (wobei der Subtitel "Oder: Das liederliche Kleeblatt" diesmal unter den Tisch fällt). Das Finanzministerium zeichnet für eine Neuadaption von Schillers "Die Räuber" verantwortlich (Achtung: erhöhte Eintrittspreise!). Und der Bauernbund schenkt Salzburg eine Aufführung von Raimunds "Das Mädchen aus der Feenwelt" (wobei diesfalls der Untertitel "Oder: Der Bauer als Millionär" wegfällt).

Auch das Konzertprogramm der Festspiele wird politisch aufgefettet. Heinz-Christian Strache haut mächtig auf die Pauke. Sebastian Kurz gibt das Wunderkind. Und die Bundesregierung unter der Leitung des Herrn Bundespräsidenten spielt ein Schalmeienkonzert nach dem anderen. Das heißt: Die Festspiele 2015 können kommen!