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SPÖ und ÖVP - zwei Kurschatten ihrer selbst

Was der Therapieplan für bewegungsunfähige Koalitionsgelenke so alles auf Lager hat.

Alexander Purger

Eine Koalition ist wie ein Gelenk. Zwei Knochen werden durch Sehnen, Bänder oder Arbeitsübereinkommen verbunden und versuchen dann, gemeinsam eine Bewegung zu vollführen. Aber was ist, wenn das Gelenk steif ist und sich nicht und nicht mehr bewegt? Dann sprich man von Arthrose. Und was tut man da dagegen? Man schickt das Gelenk samt Inhaber auf Kur. Ganz einfach.

Es ist überraschend, dass angesichts unserer bewegungsunfähigen Koalition noch keiner der politischen Kurfürsten auf die Idee gekommen ist, die ungelenke Bundesregierung auf Kur oder Reha zu schicken. Früher, da hat wenigstens die ÖVP ihre Klausuren in Warmbad Villach abgehalten, was ihre Politik aber weder sauberer noch schneller gemacht hat. Vielleicht hilft ein Kaltbad? Oder eine der anderen gängigen Kurbehandlungen? Eine Auswahl:

Moorpackung: Eine Behandlung, die vor allem Wahlkampfleitern bestens bekannt ist. Man nehme Schlamm, appliziere ihn mit Schwung auf den Körper des Gegners und rufe dann mit allen Anzeichen äußerster Empörung: "Ui, ist der aber schmutzig!" - Wirkt durchblutungsfördernd.

Unterwassergymnastik: Auch diese Kur ist Politikern nicht fremd - untertauchen, wenn es heikel wird, und nach allen Seiten boxen und strampeln. Man kann damit allerhand verdrängen, nicht nur das Unterwasser.

Elektrotherapie: Das mit dem Strom wird meist völlig falsch verstanden. Nicht mit, sondern gegen den Strom zu schwimmen bringt in der Politik den langfristigen Heilungserfolg.

Ausdauertraining: In dieser Disziplin sind die Landeshauptleute echte Profis. 20 oder gar 25 Jahre radeln ist für sie kein Problem. Aber auf dem Heimtrainer, versteht sich.

Gruppentherapie: Das kennt die Regierung von ihren turnusmäßigen Regierungsklausuren. Man bildet einen Sesselkreis, dann sagt jeder, was er sich wünscht, und dann ist die Gruppentherapie wieder aus.

Krafttraining: Funktioniert wie eine Steuerreform. Die Regierung stemmt mit unendlicher Mühe ein Gewicht und - hast Du nicht gesehen - fällt es mit voller Wucht wieder auf den Steuerzahler zurück. Die Unterwasser-Therapeuten bezeichnen dies als kalte Kompression.

Dehnungsübungen: Sie gehören zum kleinen Nullkommaein-mal-Nullkommaeins der Politik. Steuersenkungen oder sonstige Reformen lassen sich problemlos über Jahre oder gar Jahrzehnte dehnen. Wichtigste Utensilien zum Dehnen sind Thera-Band und Arbeitsgruppe.

Und wenn das alles nichts nützt, hilft gegen kaputte Gelenke auch eine Operation, sprich: der Austausch eines oder beider Knochen. Diese Entscheidung ist allerdings chefarztpflichtig, dürfte also noch etwa vier Jahre dauern.