Als die FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz einmal gefragt wurde, warum ihre Kinder Vornamen wie Hildrun, Volker und Sonnhild tragen, antwortete sie mit dem schönen Satz: "Es kann nicht jeder Kevin heißen."
So ist es. Obwohl wir zweifellos noch den Tag erleben werden, an dem im Bundeskanzleramt ein Kevin sitzt und vis-à-vis in der Hofburg eine Jennifer mahnende Worte findet. Jedenfalls ist das wesentlich wahrscheinlicher als ein Bundeskanzler Dietleib oder eine Staatsoberhäuptin Wellgunde.
Wer jetzt einwendet, dass die Vornamen von Politikern doch Petitessen seien, irrt beträchtlich. Man denke nur daran, was die Namenswahl des neuen Papstes für Wellen (ohne Gunde) geschlagen hat: Über seinen Namen Franziskus wurde wesentlich mehr geschrieben und debattiert als über seine im Grunde (Gunde?) viel bemerkenswertere Herkunft aus Südamerika.
Wie wir unsere Politiker kennen, die ja keine Gelegenheit zur Generierung von Schlagzeilen auslassen, werden sie sich das Beispiel der Papstnamen bald zu Herzen nehmen. Warum auch nicht? Jeder, der in ein neues Amt gelangt, sollte die Möglichkeit bekommen, einen passenden neuen Vornamen anzunehmen, um damit Signale, Zeichen oder weiß der Teufel was zu setzen.
Ein Mal gab es das in Österreich sogar schon, zumindest indirekt. Als Viktor Klima 1997 zum neuen Kanzler und SPÖ-Vorsitzenden gewählt wurde, vergaß er in keinem Antrittsinterview darauf hinzuweisen, dass ihn seine Eltern nach dem Gründer der Sozialdemokratie, Victor Adler, benannt hätten, und dass er nun sozusagen die Stafette der roten Viktore weitertrage.
Klima zählte dann nicht unbedingt zu den Siegreichen, sodass es bis zu einem Viktor III. noch einige Zeit dauern dürfte. Die SPÖ hat in ihrer Geschichte aber ohnehin einen, der quasi das Urmeter des roten Vornamens trug: Bruno!
Wenn man sich seinen Vorname frei wählen dürfte, gäbe es in der SPÖ keinen Politiker, der nicht Bruno hieße. Die SPÖ unter Bruno XXIII. Faymann würde eine Bruno-Dichte aufweisen, die etwa jener der Johannesse, Clemense, Benedikts und Innozenze in der Papstgeschichte entspräche.
Ein ähnliches Phänomen gäbe es in der FPÖ zu beobachten. Früher, da hätte jeder blaue Tankwart seinen Erstgeborenen Dankwart genannt. Aber seit den Haider-Jahren gibt es nur noch einen Namen: Jörg! Jörg XV. Strache würde versuchen, Jörg XVI. Dörfler aus der Partei zu schmeißen, beim Rücktritt von Jörg XIII. Scheuch käme sein Bruder Jörg XIV. zum Zug usw.
Völlig offen ist, was der ÖVP-Gewaltigen liebster Vorname wäre. Eine Vermutung: Alles, nur nicht Wolfgang . . .