Dank der segensreichen Einrichtung des deutschen Schlagers weiß man: "Unterm Schottenrock ist gar nix, da ist nichts und da war nix." Beim schottischen Unabhängigkeitsreferendum ist und war auch nix, was aber nicht bedeutet, dass der Autonomiegedanke in Europa deswegen jetzt ausgerockt hätte. In Salzburg tragen sich die Lungauer ernsthaft mit dem Gedanken, sich vom Mutterland abzuspalten. Sie haben es einfach satt, das ganze Land mit Eierschwammerln versorgen zu müssen, und man kann es ihnen bei ihrem Status als Eierschwammerl-Nettozahler nur schwer verdenken, wenn sie die Stadt-Salzburger endlich in die Schranne, äh, Schranken weisen wollen.
Auch in anderen Bundesländern karl-heinz-grassiert das schottische Virus. Kärnten überlegt, sich zu einer autonomen Hypoblik zu erklären. In Oberösterreich nimmt ein Freistaat Freistadt Konturen an. Und eine Abspaltung Vorarlbergs dürfte österreichischerseits kaum auf Widerstände stoßen. Denn das Ausmaß an politischer Instabilität, das sich dort am Sonntag offenbart hat, geht ja auf keine Milkahaut mehr (oder wie diese lila Tiere auf den Vorarlberger Almen heißen).
In Wien wiederum trägt sich der 23. Bezirk mit dem Gedanken, sich für unabhängig zu erklären. Liesing ist nämlich die Heimat nicht nur des Bundeskanzlers, sondern auch der Nationalratspräsidentin. Und wer die besten Köpfe der Nation in seinen Reihen hat, der braucht sich vor der Unabhängigkeit nicht zu fürchten. Konkret gedacht ist an die Ausrufung einer Sonderwirtschaftszone Li-Sing, über die künftig die Regierungsinserate für die ganze Welt abgewickelt werden sollen. Die Wiener Boulevardzeitungen stehen dem Plan wohlwollend gegenüber.
Konterkariert werden all diese Autonomiebestrebungen durch eine gegenläufige Entwicklung in der Steiermark. Die fusionierten Landesväter Franz Voves und Hermann Schützenhöfer haben dort nicht nur Gemeinden, Bezirke, Spitäler und gebrauchte Servietten, sondern auch sich selbst zu einer eingetragenen Reformpartnerschaft zusammengelegt. Die Steirer schrecken nicht einmal davor zurück, des Abends Frauen und Männer zusammenzulegen, um die Anzahl der Landesbürger zu erhöhen. Man kann sich nur wundern.
Der Trend zu Autonomie und Selbstbestimmung wird dennoch nicht zu stoppen sein. In Liechtenstein ist er sogar rechtlich verankert. In der Liechtensteiner Verfassung - und das ist jetzt kein Witz - ist vorgesehen, dass jede Gemeinde, die mit den Verhältnissen im Staat unzufrieden ist, sich von Liechtenstein abspalten und einem anderen Land anschließen darf. Würde diese Regelung in Österreich eingeführt, wir wären wohl ganz schön vaduzt.