In den Gängen der Wiener Hofburg traf Kaiser Joseph II. einmal auf einen Lakaien, der unter seinem Rock versteckt einen Fisch aus der Hofküche davontrug. Der gestohlene Fisch war dermaßen groß, dass er unter dem Rocksaum hervorlugte, woraufhin der Monarch dem Bediensteten den Ratschlag erteilte: "Ein anderes Mal trage Er entweder einen längeren Rock oder einen kürzeren Fisch."
Vor diesem Länger-kürzer-Problem steht zurzeit auch die Republik. Zwar scheint die Liste der auf unserem Staatsgebiet herumstehenden Gebäude ziemlich lang zu sein. Offensichtlich ist sie aber zu kurz, um allen ins Land kommenden Asylbewerbern ein Dach über dem Kopf bieten zu können.
Daher ist nun die Idee aufgetaucht, sie in
Kasernen unterzubringen. Das ist eine vortreffliche Idee, denn von den 2,2 Millionen Gebäuden in Österreich sind mindestens
100 Kasernen, weshalb es überaus naheliegend ist, auf selbige zurückzugreifen. Zudem stehen ohnehin immer mehr Kasernen leer, was daran liegt, dass sämtliche Heeresfahrzeuge mit einem Patschen verkauft werden müssen, weil sich das Bundesheer die Luft zum Reifenaufpumpen nicht mehr leisten kann. In dieses Vakuum sollen nun die Asylbewerber vorstoßen.
Man kann also von Glück reden, dass Österreich die Kasernen erfunden hat, was übrigens rund um das Jahr 1700 der Fall gewesen sein soll. Damals begann man, für die
Armee eigene Gebäude zu errichten, um
die bis dahin übliche Zwangseinquartierung der Truppen in Städten, Dörfern und Bauernhäusern zu ersetzen. Dies war eine archaische, zuvor jahrhundertelang geübte Sitte gewesen, die auch dazu diente, die Lasten der Armeekosten gleichmäßig auf das Volk zu verteilen.
Einen ähnlichen Hintergedanken verfolgte das im Mittelalter übliche Reisekönigtum. Der Monarch zog kreuz und quer durch die Lande, schlug einmal da und einmal dort seine Zelte auf, ließ sich von seinen Untertanen aushalten und verteilte dadurch die Kosten seiner Hofhaltung.
Man kann ermessen, welche Freude in
einer Stadt die Nachricht vom Nahen des
Königs ausgelöst haben muss. In England wird erzählt, die Bürger von Gotham hätten in dieser Situation zu folgender List gegriffen: Als die königlichen Quartiermacher eintrafen, um die Häuser für den König zu requirieren, sollen sich die guten Gothamer bei aberwitzigen Tätigkeiten wie dem Ertränken von Aalen gezeigt haben. Der Zug des Monarchen soll daraufhin einen großen Bogen um die verrückte Stadt gemacht haben.
Wie das wohl heute wäre? Stellen Sie sich vor, die Regierung würde alle Ämter zusperren und stattdessen auf die Walz gehen. Und eines Abends würde Werner Faymann oder Michael Spindelegger bei Ihnen zu Hause anläuten und um ein Nachtlager und ein Plätzchen zum Regieren bitten. Was würden Sie tun? Aale ertränken wäre vermutlich noch die am wenigsten verzweifelte Reaktion.
Die Heimgesuchten würden die tollsten Ausreden erfinden, um zu verhindern, dass sich Faymann im Kinderzimmer niederlässt, Spindelegger die Speis ausräumt und der Kohlenkeller für das Pressefoyer nach dem Ministerrat herhalten muss. Die Leute würden raunzen: Wir haben keinen Platz, weil es ist eh schon die Merkel da. Oder: Diese fremden Leut passen nicht in unsere Wohnung. Oder: Wir waren doch eh erst mit einer Zwangseinquartierung dran. Am Ende würde die Regierung für ihre Unterbringung eine Quotenregelung beschließen. Und wenn das nichts nützt, müsste sie eben in eine Kaserne einziehen.
Wie gesagt: Gut, dass es Kasernen gibt. Der erwähnte Joseph II. war übrigens ein großer Kasernenbauer. Einmal wollte er sogar die Prager Burg in eine Kaserne umwandeln und ließ das dort befindliche Kunstkabinett seines Urahnen Rudolf II. auflösen. Den Beamten fiel dabei unter anderem Tizians berühmtes Gemälde "Leda und der Schwan" in die Hände. Sie inventarisierten es unter: "Nackertes Weibsbild, von böser Gans gebissen."