Fragt man Soldaten nach ihrem liebsten Theaterstück, lautet die Antwort oft "Wallensteins Lager". Schließlich dichtete Schiller dort: "Wohl auf Kameraden auf’s Pferd, auf’s Pferd, / in das Feld, in die Freiheit gezogen; / im Felde, da ist der Mann noch was wert, / da wird das Herz noch gewogen."
Anders ist das beim Bundesheer. Dort wird seit Neuestem das Wort gewogen. Als Teil der großen Heeresreform wurde angeordnet, Untergebene nicht mehr als Untergebene, sondern als Mitarbeiter zu betrachten und ihnen einen wertschätzenden Ton entgegenzubringen. Anschreien ist ab sofort verboten, VERSTANDEN?!?!
Der neue Verteidigungsminister wandelt damit auf den Spuren des deutschen Kaisers Wilhelm II.: "Ich kenne keine Untergebenen und Vorgesetzten mehr, ich kenne nur noch Mitarbeiter!" So weit Mitarbeiter Klug.
Aber wie führt man einen neuen Umgangston ein? In "Wallensteins Lager" heißt es dazu: "Herr Jäger, ich muss Euch nur bedauern, / Ihr lebt so draußen bei den Bauern; / Der feine Griff und der rechte Ton, / Das lernt sich nur um des Feldherrn Person."
Sprich: Der neue, feine Ton muss von oben, vom Feldherrn her kommen. Dem Bundesheer öffnet sich hier sozusagen eine Rettungsgasse in Person seines Oberbefehlshabers, des Herrn Bundespräsidenten. Er könnte eine Liste dafür ausarbeiten lassen, wie der überkommen-militärische durch einen zivilisiert-zeitgemäßen Umgangston ersetzt werden könnte. Zum Beispiel so:
Panzer - Kruste
OvT (Offizier vom Tag) - ZvT (Zimmerservice vom Tag)
Spind - Faym
Tagwache - Ö3-Wecker
Stubenältester - Suiten-CEO
Springerstiefel - Hüpf-Flip-Flops
General - Premium-Mitarbeiter
Stillgestanden - Silent Flashmob
Sturmgewehr - Windbüchse
Morgensport - Vormittags-Workout
Schützengraben - Anti-Rheuma-Heilstollen mit Aussicht
Taggeld - Mitarbeiter-Boni
Gemeinschaftsdusche - Kommunikativer Kennenlern-Wellnessbereich
Stahlhelm - Tragbares Hohlgebinde
Gulaschkanone - Champagner-Bar mit Kaviar-Häppchen
Hindernisbahn - Ohnesorgenparcours
Rekrut - Bundesheer-Trainee
Wehrpflicht - Goldene VIP-Card für ein Erlebnishalbjahr in einer Armee-Location Ihrer Wahl.
Und so weiter und so fort. Und da schon so viel von "Wallensteins Lager" die Rede war, hier noch ein Vers daraus, der vielleicht den neuen Minister interessieren könnte: "Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug, / Wer damit ackern wollte, wäre nicht klug."
