Zu späten Ehren hat es dieser Tage die Magdeburg-Kaserne des Bundesheeres in Klosterneuburg bei Wien gebracht. Der Name der 2013 aufgelassenen Kaserne geisterte durch die Gazetten, da sie künftig vom Innenministerium als Notunterkunft für Asylbewerber genutzt wird. (Offensichtlich hat es der niederösterreichische Landeshauptmann verabsäumt, dem Beispiel seines burgenländischen Amtskollegen zu folgen und die Kaserne rasch mit Landesmitteln zu kaufen, um die Einquartierung von Asylbewerbern zu verhindern.)
Aber warum hieß eine Kaserne des österreichischen Bundesheeres eigentlich nach der deutschen Stadt Magdeburg? Die Antwort führt weit zurück in die Militärgeschichte, und zwar bis zu den Napoleonischen Kriegen. Damals war ein gewisser Friedrich Freiherr von Magdeburg kaiserlicher Offizier, und an seine Heldentaten - nicht an die deutsche Stadt - erinnerte der Kasernenname.
Und das kam so: Als Napoleon 1809 Wien besetzt hielt, rückte der österreichische Erzherzog Karl auf dem linken Donauufer zum Entsatz der Hauptstadt heran. Seine Armee nahm unterhalb von Wien in der Lobau Aufstellung, und Napoleon brannte darauf, dem Gegner eine Schlacht zu liefern.
Der Haken an der Sache war, dass die französischen Truppen am rechten Donauufer standen und es unterhalb von Wien keine Brücken über die Donau gab. Napoleon befahl daher eilig den Bau einer Behelfsbrücke über die Donau und begann, seine Truppen auf das linke Donauufer zu führen.
Da schlug die große Stunde Magdeburgs. Er ließ seine Pioniere oberhalb von Wien große Flöße zimmern, die er dann in Brand steckte und die damals noch reißende Donau hinunter treiben ließ. So gelang es zwei Mal, Napoleons Brücke zum Einsturz zu bringen und seinen Truppennachschub zu unterbrechen.
Dies hatte zur Folge, dass die Österreicher in der Lobau bei der Schlacht von Aspern nur einen Teil von Napoleons Streitmacht vor sich hatten und daher überraschend schlagen konnten. Was in Europa als erster Sieg über den bis dahin unbesiegbaren Napoleon gefeiert wurde und Erzherzog Karl ein Denkmal auf dem Wiener Heldenplatz eintrug.
Wenige Wochen später drehte der Korse allerdings den Spieß um und fügte den Österreichern in der Schlacht von Wagram eine vernichtende Niederlage zu, woran in Paris bis heute eine U-Bahn-Station namens "Wagram" erinnert. Eine Metro-Station "Aspern" gibt es naturgemäß nicht. Wie es in Österreich keine Napoleon-Kaserne gibt. Woraus wir lernen, dass es bis zu einer gemeinsamen europäischen Armee noch dauern wird. Eher löst Österreich sein Asylheim-Problem.