Da das Heeresbudget gegen null tendiert, wird an allen Ecken und Enden der Rotstift in Anschlag gebracht. Sogar die Ausgaben für die Verköstigung der Soldaten werden um ein Viertel gekürzt, sodass man sich in den Kasernen bereits auf einen Steckrübenwinter wie anno 17 einstellt.
Gespart werden muss auch bei den Ausfahrten. Fahrzeuge dürfen vom Bundesheer nur noch dann in Bewegung gesetzt werden, wenn der Anlass dazu auf einer sechsteiligen Prioritätenreihung mit "Priorität 1" oder "Priorität 2" bewertet wird. Für den sonstigen Verkehrsteilnehmer ist das nervenzerfetzend. Kaum sieht er auf der Straße ein einsames Heeresfahrzeug spritsparend dahinzuckeln, bricht ihm der kalte Angstschweiß aus: Um Gottes Willen, Priorität 1 bis 2! Was ist passiert? Der Russ' kommt!
Nein, nein, keine Sorge. Wenn Sie demnächst einen Heereskonvoi ausfahren sehen, sind sicher in irgendeinem Supermarkt gerade die Erdäpfel im Sonderangebot. Denn Priorität 1, das ist ja das Sparen.
Das ist auch nichts Neues. In der (übrigens sehr empfehlenswerten) Ausstellung über den Ersten Weltkrieg auf der niederösterreichischen Schallaburg ist ein eigener Raum der schwierigen Finanzierung des Krieges gewidmet. Das k. u. k. Kriegsministerium war dabei durchaus findig. Ausgestellt ist etwa eine Spendenbüchse, auf der für den Erwerb eines "Gruß-Enthebungs-Abzeichens" geworben wurde. Wer zwei Kronen (heute ungefähr sechs Euro) in die Büchse der Kriegsfürsorge warf, bekam dafür ein Abzeichen, auf dem ein durchgestrichener Hut zu sehen war. Steckte man sich dieses Abzeichen an, war man sozusagen offiziell der lästigen Pflicht enthoben, Bekannte durch Lüften des Hutes zu grüßen. Stattdessen erwarb man das (bei Kriegsbeginn offensichtlich noch erstrebenswerte) Vorrecht, nach Art der Militärs durch Salutieren zu grüßen. Angeblich war dieses "Gruß-Enthebungs-Abzeichen" ein Verkaufsschlager.
Na, wäre das nicht auch etwas zur Linderung der aktuellen Budgetnöte? Das mit dem Hut-Tragen und -Lüften ist nicht mehr so aktuell. Das mit dem Salutieren auch nicht. Aber vielleicht könnte das Bundesheer mit dem Verkauf eines "Einrückungs-Enthebungs-Abzeichens" das große Geld machen? Oder mit einem Abzeichen, das den Träger davor feit, je wieder eine Uniform anschauen zu müssen? Der frühere Verteidigungsminister Norbert Darabos hätte jeden Preis für so ein Abzeichen gezahlt. Jeden.
Auch in den anderen Bereichen des Staates, die ebenfalls alle sparen müssen, könnte der Verkauf derartiger Abzeichen die finanzielle Rettung sein. Wie wäre es mit einem "PISA-Test-Enthebungs-Abzeichen" des Unterrichtsministeriums? Bei der Polizei wäre ein "Strafmandat-Enthebungs-Abzeichen" sicher ein Renner. Und der ORF wäre aller Geldsorgen ledig, wenn er ein "Politikerdiskussionen-Anschau-Enthebungs-Abzeichen" zum Verkauf anböte.
Auf der Schallaburg wird noch ein weiteres Mittel gezeigt, mit denen sich die Staaten damals in den Besitz von Geld setzten: die berühmt-berüchtigten Kriegsanleihen. Am Ende waren diese das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt waren, weshalb Kriegsanleihen heutzutage eher unverkäuflich wären. "Eurobonds" klingt viel besser.
Es geht, kurz gesagt, um intelligente Wege zur Budgetsanierung - im Bundesheer und überall anders. Dazu braucht es freilich Hirn, weshalb die besonders hoch verschuldete Stadt Wien seit Neuestem an den Stadteinfahrten auf riesigen Plakaten einen dramatischen Aufruf formuliert: "Wien hat 1,7 Millionen Gehirne - Nutzen wir sie!"
Anmerkung: Wien hat laut offizieller Statistik zurzeit 1.765.649 Einwohner. Und wer sind jetzt die 65.649 Armen?