Was ist ein Ereignis (Iewent genannt) ohne Kommentator und Co-Kommentator? Kein Ereignis (Nonn-Iewent genannt).
Im Sport wurde das längst erkannt. Man kann als Zuseher ein Skirennen oder Fußballspiel einfach nicht verstehen, wenn einem der ORF nicht namhafte Experten zur Seite stellt, die einem sagen, was man gerade sieht.
Zum Beispiel, dass der Fahrer XY einen leichten Innenski hat (offensichtlich geht das nach Gewicht) oder dass der Spieler AB sich soeben blitzschnell gelöst habe (was bei Hündchen eine noble Umschreibung für Eh-schon-wissen ist). Der Höhepunkt des sportlichen Expertentums ist Armin Assinger, dessen Satz "Uiii, jetzt pfeifen die Komantschen" Generationen von Zuschauern die Geheimnisse des Wintersports erschlossen hat.
Mit dem laufenden Präsidentschaftswahlkampf hält das so wichtige Kommentatoren- und Co-Kommentatorentum jetzt endlich auch in der Politik-Berichterstattung Einzug. Man weiß gar nicht, wie man der Politik bisher ohne dem folgen konnte.
Bei der ersten Elefantinnen- und Elefantenrunde im Privatfernsehen wurde der Expertenbegriff noch eher weit gefasst. Alle Zuseher konnten über eine geheimnisvolle Apparatur namens Twitter ihre Expertenkommentare zur Diskussion der Präsidentschaftskandidaten abgeben. Die Kommentare wurden sofort auf dem Schirm eingeblendet und so erfuhr der Zuseher etwa von einer ÖVP-Mitarbeiterin, dass der ÖVP-Kandidat heute Abend wirklich überzeugend sei. Für das Verständnis der Sendung war das von unschätzbarem Wert.
Der ORF, der bekanntlich einen Bildungsauftrag hat, fasst den Expertenbegriff deutlich enger. Er lässt bei seinen Kandidatendiskussionen den Zusehern von bekannten Journalisten mitteilen, was sie gerade sehen. Diese Kommentare, die dem Zuseher die Sendung erklären, werden dann von einem Überkommentator zusammengefasst, der dem Zuseher die Kommentare erklärt. Mehr kann man als ORF-Gebührenzahler nicht verlangen.
Bleibt die Frage, wann dieses unverzichtbare Expertentum endlich auch bei Spielfilmen Einzug hält. Denn was hat der Betrachter von der berühmten Kussszene in "Vom Winde verweht", wenn ihm der anerkannte Kussexperte und Kommentator Prof. Dr. Schmatz nicht mitteilt, dass sich die beiden Küssenden gerade küssen, dass Scarlett O'Hara soeben eine leichte Innenlippe hat und Rhett Butler sich am Ende geschickt löst? Nichts. Nichts hat er davon. Auch ein erklärendes "Uiii, jetzt pfeifen die Komantschen" wäre für das Verständnis der Szene überaus wertvoll.
Womit unser Kommentar zum Kommentarwesen nun völlig kommentarlos endet.