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Rapide Sponsorsuche

Alexander Purger

Mit Namen ist es so eine Sache. Antwerpen zum Beispiel klingt nicht zufällig wie eine Verballhornung von Handwerfen, sondern kommt genau davon. Der Sage nach trieb an der Schelde einst ein Riese sein Unwesen und presste den vorbeifahrenden Schiffern einen Wegzoll ab (quasi Reichensteuer).
Wer den Zoll nicht entrichten konnte (quasi Steuerstreik), dem schnitt der böse Riese zur Strafe die Hand ab (quasi kalte Progression).

Das tat er viele, viele Jahre lang, bis ein junger, strahlender Held kam (quasi Neos), den Riesen besiegte und ihm zur Strafe seinerseits die Hand abschnitt (quasi Steuerreform). Die Riesenhand warf er in hohem Bogen in den Fluss - sprich: Antwerpen.

Apropos belgische Stadt. Belgien spielt
in Gruppe H der Fußball-Weltmeisterschaft und zählt unter dem Kosenamen "Rote Teufel" angeblich zu den Geheimfavoriten. Das ist so geheim, dass es derzeit in jeder Zeitung steht. Die Antwerpener Fans freuen sich schon darauf, wenn sie im Torjubel die Hände nach oben werfen können.

Nach dieser (wie Sie sicher bewundernd bemerkt haben) überaus geschickten Überleitung ist nun also die aktuelle Causa prima erreicht. Aber während alle anderen über Balltret-Genies wie Messi, Ronaldo und Xabi Alonso reden, seien diese Zeilen dem genauen Gegenteil gewidmet - der österreichischen Bundesliga. Hier hat Rapid Wien kürzlich einen entscheidenden Schritt zur Brechung der Dominanz des bekannten Dosenclubs gesetzt und die Umbenennung seiner Heimstatt Hanappi-Stadion in Allianz-Stadion bekannt gegeben.

Um die Tragweite dieser Entscheidung ermessen zu können, muss man wissen, dass das Hanappi-Stadion unter gläubigen Rapidlern den ehrfurchtgeschwängerten Namen "St. Hanappi" trägt und in dieser Eigenschaft kürzlich an der - kein Witz! - "Langen Nacht der Kirchen" teilgenommen hat.

Jetzt aber St. Allianz. Die Umbenennung dürfte die gleichnamige Versicherung dazu bewegen, ganze Hände voll Geld in Richtung Wien-Hütteldorf zu werfen, ist also eindeutig St. Mammon geschuldet.

Damit wird es nun auch politisch interessant. Denn Rapid hat es immer striktest ausgeschlossen, den Namen des vereinseigenen Säulenheiligen Gerhard Hanappi aus dem Stadionnamen zu streichen, musste es unter dem Druck der Schulden jetzt aber doch tun. Quasi Strukturreform.

Die Außenstände von Rapid sind aber ein sogenanntes Lercherl gegen die Schulden der Republik Österreich. Die Schulden, die Rapid angehäuft hat, macht unsere Regierung schätzometrisch alle 20 Minuten. Deswegen presst sie uns ja auf allen unseren Wegen immer riesenhaftere Weg- und sonstige Zölle ab. Wie, so wäre nun die Frage, wäre es, wenn die Regierung stattdessen den Weg der Umbenennung ginge? Wäre so das Budget nicht rapid zu sanieren?

Das Bundeskanzleramt könnte mit Fug und Recht in Allianz-Arena umbenannt werden, denn viel einträchtiger als unsere Großkoalitionäre kann man wirklich nicht mehr sein. Neulich haben sie sich sogar darauf geeinigt, dass die im Jänner eingesetzte Steuerreform-Kommission schon Mitte Juni erstmals tagen wird. In der Fußballer-Sprache würde man das "Pressing" nennen: radikale Beschleunigung des Spielflusses.

Nicht nur das Kanzleramt, jedes Ministerium könnte sich einen Sponsor suchen. Ebenso jede Partei und jedes Bundesland. Weil was wäre schon dabei, wenn der Landeshauptmann von Redbullburg, Wilfried Haslauer (Österreichische Raiffeisenpartei) im Bundesministerium für Softies-Verteidigung vorspricht, um die Verlagerung eines Kasernenstandorts ins benachbarte Ober-Voest-erreich zu verhindern?

Gar nichts wäre da dabei. Im Gegenteil. Die Sponsoreinnahmen würden nur so sprudeln, das Defizit würde schmelzen wie das Twinnie in der Sauna, und die endlich entlasteten Steuerzahler würden Kusshände in Richtung Geizistgeilministerium werfen.