Monarchie bedeutet Kontinuität, heißt es. In jüngster Zeit kriegt man da allerdings so seine Zweifel: Der spanische König Juan Carlos hat abgedankt. Der belgische König Albert II. hat abgedankt. Die niederländische Königin Beatrix hat abgedankt. Und sogar Papst Benedikt XVI. hat seinen Dienstvertrag mit seinem allerhöchsten Arbeitgeber vorzeitig gelöst.
Wirkliche Kontinuität - und daran werden auch routiniert abgewickelte Scheindiskussionen um Steuerreformen nichts ändern - bietet nur unsere Große Koalition. Direkt oder indirekt regieren SPÖ und ÖVP seit 1945 das Land. Das nennt man politische Kontinuität!
Wie es sich für eine echte Monarchin gehört, ist es Kaiserin Groko I. dabei vollkommen gleichgültig, in welchem Ausmaß die Bürger mit ihr einverstanden sind oder nicht. Neumodisches Zeugs, dieses Wählen . . .
Wie es sich ebenfalls für eine echt Monarchin gehört, steht Groko I. über den Dingen und über dem politischen Alltagskram. Ähnlich ihrer britischen Amtskollegin Elizabeth II. liest zwar auch sie jede Regierungserklärung vor, die ihr irgendwer auf einen Zettel schreibt. Der Inhalt der Rede ist aber absolut nebensächlich und es hält sich selbstverständlich auch niemand daran. Entscheidend ist, dass Groko I. huldvoll aus ihrer Kutsche in die Menge grüßt und ihren Umhang aus Alpen-Hermelin (dickes rotes Fell mit kleinen schwarzen Einsprengseln) in Würde trägt.
So wie die Queen hat auch unsere Kaiserin mitunter kleinere Probleme mit dem Nachwuchs. Es gab Prinzen, die Mesalliancen eingingen und sich fragwürdige Partnerinnen anlachten. Es gab leicht vertrottelte Erzherzöge. (Warum benutzen wir eigentlich dauernd die Mitvergangenheit?). Und es gibt immer wieder internen Streit um, wie man so schön sagt, des Kaisers Bart. Doch Groko I. ging aus allen diesen Misshelligkeiten unbeschädigt hervor.
Das Geheimnis ihrer unsterblichen Herrschaft ist etwas, das der britischen Parade "Trooping the Colour" ähnelt. Dort wird anlässlich des Geburtstags der Queen die Fahne vor die Truppen getragen, damit diese sie im Felde wiedererkennen und tapfer bis zum letzten Blutstropfen für sie kämpfen.
Kaiserin Groko I. hat diesen schönen Brauch zur Parade "Trooping the Reichensteuer" weiterentwickelt. Jährlich lässt sie ihren Truppen die Reichensteuer zeigen. Die roten und schwarzen Regimenter reagieren darauf - so oder so - mit großen Emotionen. Damit ist das ewige Band zwischen der Monarchin und ihren treuen Untertanen neu geknüpft und die Reichensteuer wandert wieder für ein Jahr in den Fundus. Und das Schauspiel ist derart prächtig, dass unsere Groko I. garantiert niemals ans Abdanken denkt.