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Schrebergärten für unser Bundesheer

Warum die Kaserne Tamsweg wirklich zusperrt und warum die Grundsteuer steigt.

Alexander Purger

Jetzt ist es also amtsbekannt: Man kann kein Geld haben, man kann absolut kein Geld haben und man kann das österreichische Bundesheer sein. Warum unsere Armee pekuniär so parterre ist, lässt sich an einem kleinen Beispiel relativ einfach erklären.

In den vergangenen 15 Jahren wurden im Verteidigungsministerium fünf verschiedene Pressechefs ein- und wieder abgesetzt. Aus parteipolitischen Gründen, versteht sich, denn die Farbe des Ministers wechselte in dieser Zeit von Schwarz auf Blau, von Blau auf Schwarz, von Schwarz auf Rot und zuletzt von Rot auf anders Rot. Daher die ständige Umbesetzung der Presseabteilung. So weit, so Österreich. Die Besonderheit im konkreten Fall ist, dass dank Pragmatisierung alle fünf Abgesetzten weiter bezahlt werden und mit vollen Bezügen spazieren gehen. Und das bis zur Pension.

Damit für diese Vorgänge in Wien auch in Zukunft genügend Geld da ist, muss nun in Tamsweg die Kaserne zugesperrt werden. Das werden die Lungauer bestimmt verstehen.

Man könnte jetzt ganz grundsätzlich fragen, ob es sinnvoll ist, in einer Einsatzorganisation lebenslange Dienstverträge auszustellen, da es doch eher schwer vorstellbar ist, wie sich ein 65-Jähriger über ein Gefechtsfeld oder auch nur über die Hindernisbahn bewegen soll. Hier kann man der österreichischen Wehrpolitik aber überhaupt keinen Vorwurf machen, denn dieses Problem und seine Lösung sind ja erst seit etwas mehr als 2000 Jahren bekannt. Und ein österreichischer Politiker ist schließlich kein D-Zug.

In den römischen Legionen betrug die Dienstzeit 20 bis 25 Jahre. Nach deren Ablauf erhielt der Legionär (wie jeder Asterix-Leser weiß) den ehrenvollen Abschied und ein Stück Land, von dessen Nutzung er in Hinkunft leben konnte. Es wäre somit vorstellbar, dass in fernen Tagen auch bei uns alle 40- oder 45-jährigen Soldaten als Abfindung einen Schrebergarten geschenkt bekommen. Bei den derzeitigen Immobilienpreisen hätten sie damit bis ans Lebensende ausgesorgt.

Es sei allerdings nicht verschwiegen, dass sich diese Lösung im alten Rom als problematisch erwies. Denn der Armee gingen mit der Zeit die Grundstücke aus. Die römischen Kaiser reagierten auf zweifache Weise: Sie eroberten neue Länder (was bei unserem Bundesheer aus naheliegenden Gründen ausscheidet). Und sie enteigneten Bauern und Gutsbesitzer, um deren Grund verteilen zu können. Das führte in Rom zwar zu unschönen Aufständen und Revolutionen, Österreich scheint aber genau dieser Lösungsvariante zuzuneigen. Die Debatte über eine höhere Grundsteuer erscheint so in einem ganz neuen Licht. Es geht um Enteignungen zugunsten unserer Soldaten.