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Und wann kommt das Verbot aller Privatschulen?

Das Gefeilsche um die Gesamtschul-Prozente ist nur eine halbe Sache.

Alexander Purger

Was passiert, wenn bei der nächsten Nationalratswahl der überaus wahrscheinliche Fall eintritt, dass die Große Koalition ihre Mehrheit verliert? Die Antwort ist relativ einfach: Dann werden SPÖ und ÖVP die Grünen in die Regierung dazunehmen und so weitermachen wie bisher. Für die SPÖ ist das sogar eine überaus verlockende Variante, denn in der Koalition stünde es dann 2:1 gegen die ÖVP.

Einen Probegalopp gibt es gerade bei der Bildungsreform. Da hat die SPÖ einen Kompromiss mit der ÖVP unterschrieben, der unter anderem besagt, dass nur 15 Prozent der Schulen eines Bundeslandes zu Gesamtschulen werden dürfen. In Wahrheit hält die SPÖ diese Prozentgrenze für völlig falsch und versucht sie nun im Parlament mithilfe der Grünen umzustoßen. Da die Große Koalition längst keine Zweidrittelmehrheit mehr hat, um Verfassungsänderungen zu beschließen, braucht sie für die Bildungsreform die Zustimmung von FPÖ oder Grünen. Und da man - sagt die Bundes-SPÖ - mit den Blauen nicht zusammenarbeiten kann, bleiben nur die Grünen. Die wollen die Prozentgrenze auch nicht. Also wird die ÖVP nachgeben müssen. Der Trost für sie: Sie bekommt jetzt schon gratis vorgeführt, wie es ihr in der kommenden rot-schwarz-grünen Koalition ergehen wird.

Sachlich ist eine Prozentgrenze für Gesamtschulen selbstverständlich Unsinn. Denn es ist hier so wie beim Schwangersein. Entweder man ist schwanger oder man ist es nicht. Ein bissel schwanger sein geht nicht. Das Gleiche gilt für die Gesamtschule. Entweder man führt sie ein oder man führt sie nicht ein.

Denn wenn nur 15, 25 oder 35 Prozent aller Schulen als Gesamtschulen deklariert werden, bleiben daneben die Gymnasien und Privatschulen bestehen. Das ideologische Ziel der Gesamtschule, alle Schüler eines Jahrgangs im gleichen Schultyp sitzen zu haben, kann so niemals erreicht werden. Solange es eine Alternative gibt, werden jene Eltern, die von der Gesamtschul-Idee nicht überzeugt sind und es sich leisten können, ihre Kinder weiterhin in die Gymnasien oder in teure Privatschulen schicken. Die "soziale Durchmischung" - angeblich der große Vorteil der Gesamtschule - kann so niemals erreicht werden.

Eine echte Gesamtschule gibt es nur, wenn alle Schulen bei diesem Experiment mitmachen müssen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat kürzlich seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass dieser Zustand in Wien in zehn Jahren erreicht sein wird.

Auf dem Weg dahin müssen klarerweise sämtliche Privatschulen verboten werden, um den Eltern kein Ausweichen mehr zu ermöglichen. Sicherheitshalber sollte man Schülern auch die Ausreise aus Österreich verbieten, sonst wäre es immerhin möglich, dass sie sich der sozialen Durchmischung durch den Wechsel an Privatschulen im Ausland entziehen.