In Vorbereitung der Bundespräsidentenwahl fand auf dem Privatsender Puls 4 am Sonntag die erste sogenannte Elefantenrunde statt. Wie die sechs elefantösen Kandidaten im gebührenfrei zu konsumierenden Fernsehen auftraten, war überraschend. Wer sie bisher nur von den kunstvoll übermalten Wahlplakaten kannte, merkte mit Erstaunen, dass sie in natura keine Zahnlücken, keine Piraten-Augenklappen und auch keine Hitlerbärtchen tragen.
Des Weiteren war für den Zuseher überraschend, dass sie nicht - wie unter Zirkuselefanten üblich - auf geräumigen Sitztrommeln Platz nahmen, sondern hinter Stehpulten. Rüssel hatten sie auch keine. Womit sich immer dringlicher die Frage stellt, warum es Elefantenrunde heißt. Wegen des phänomenalen Gedächtnisses der Kandidaten?
In den USA ist der Elefant das Wappentier der Republikaner, dort können Diskussionen zwischen Donald Trump und seinen parteiinternen Konkurrenten also mit Recht als Elefantenrunden bezeichnet werden. Das Wappentier der US-Demokraten ist der Esel. Man hätte allerdings noch nie gehört, dass Debatten zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders Eselsrunden geheißen hätten.
Der Begriff Eselsrunden scheidet auch für die heimischen Bundespräsidentenkandidaten naturgemäß aus. Wenn man ihnen schmeicheln wollte, müsste man eigentlich von Zieselrunden sprechen. Das Europäische Ziesel (Spermophilus citellus), auch Schlichtziesel genannt, ist nämlich erstens ein possierliches Tierchen. Und zweitens ist es zum Symbol für politische Durchsetzungskraft geworden. Auf einer Baufläche am Nordrand Wiens kann seit Jahren nicht gebaut werden, weil dort in hellen Scharen die Ziesel wohnen.
Der Baustopp wackelt nun zwar (was in Wien als "Ziesel-Skandal" und "Ziesel-Gate" für Schlagzeilen sorgt), jahrelang haben die Tiere aber das Grünland gerettet, die Anrainer beschützt und der Baulobby ihre niedliche Stirn geboten. In Würdigung dieser Verdienste sei die sonntägige Kandidatenrunde daher posthum zur Schlichtzieselrunde erklärt.
PS: Vor der elefantösen Zieselrunde wurde auf Puls 4 eine Sendung mit Witzen ausgestrahlt. Der letzte, der erzählt wurde, war folgender: Werner Faymann kommt in den Himmel (Nein, das war noch nicht der Witz!) und sieht dort lauter Uhren hängen. "Was hat es mit diesen Uhren auf sich?", erkundigt er sich bei Petrus. "Jede dieser Uhren steht für ein Land", erklärt dieser, "und bei jeder falschen Entscheidung der dortigen Regierung rückt der Zeiger um eine Stunde vor." - "Aha", sagt Faymann, "aber es ist keine Uhr für Österreich da." - "O ja", antwortet Petrus, "die haben wir in der Küche als Ventilator aufgehängt."