SN.AT / Kolumne / Purgertorium / Purgertorium

Wenn die Partei auf Löwenjagd geht

Wie wird die Debatte über die Nachfolge Faymanns ausgehen? Es gibt sieben Varianten.

Alexander Purger

Ein ziemlicher Zirkus fand kürzlich in einer kleinen Gemeinde im Oberösterreichischen statt. Aus einem dort gastierenden Selbigen entsprang angeblich ein Löwe, woraufhin sich der ganze Ort samt Umgebung auf Löwenjagd begab. Ergebnis: Das zottige Tier, das irgendwer auf der Landstraße gesehen hatte, war ein Bernhardiner gewesen.

So kann es in der Politik auch gehen. Ein Volk wählt sich einen grimmigen, kraftstrotzenden Löwen, der den Gegnern so richtig die Zähne zeigt. Aber dann, nur wenig später, kommt man darauf, dass es sich bloß um einen flachen Bettvorleger handelt.

So geschehen den armen Griechen und so geschehen auch uns Österreichern. Weshalb jetzt bei uns (bei den Griechen noch nicht) eine lebhafte Bernhardiner-Nachfolgediskussion in Gang gekommen ist. So lebhaft, dass sich der ORF am Sonntag folgende Gegendarstellung vermeldete: "Faymann: SPÖ steht hinter Vorsitzenden". Nach einer Protestnote des Vereins "Rettet dem Dativ" berichtete der ORF Montag früh dann: "Faymann: SPÖ steht hinter Vorsitzendem". Das nennt man Lernfähigkeit und Bildungsauftrag.

Aber wie wird die Nachfolgediskussion ausgehen? Es gibt mehrere Varianten.

Variante Strache: Faymann lockt seine SPÖ-internen Gegner listig in ein Hotel in Saalfelden, schließt sie in einer Kracht-und-Knebel-Aktion aus der Partei aus und regiert weiter bis an sein seliges Ende.

Variante Steiermark: ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner setzt Faymann elegant gearbeitete, schwarz-blaue Daumenschrauben an, zwingt ihn damit zum Rücktritt und übernimmt selbst SPÖ und Kanzleramt.

Variante Schüssel: Faymann wartet, bis die SPÖ auf Platz drei abgesackt ist, also nicht mehr sehr lange, und untermauert damit kraftvoll seinen Kanzleranspruch.

Variante Zeiler: Der mögliche Nachfolger teilt in Zeitungsinterviews so oft mit, dass er als Nachfolger zur Verfügung steht, dass man ihm schließlich aus Mitleid die Nachfolge zur Verfügung stellt.

Variante Gitti: Die mögliche Nachfolgerin wird als mögliche Nachfolgerin gehandelt, aber leider. Die Zeit ist noch nicht reif für eine Frau an der Parteispitze.

Variante Schieder: Der mögliche Nachfolger ergeht sich derart auffällig in nichtssagendem Nichtssagen, um nur ja seine Chancen zu wahren, bis er als möglicher Nachfolger gilt.

Variante Faymann: Der mögliche Nachfolger schreibt einen Leserbrief an die "Krone" und verspricht, dass er die Nackerte von Seite 5 zur Frauenministerin macht. Dann geht er zur SPÖ, sagt, dass er die Medien in der Tasche hat, und wird sofort zum Parteichef gewählt.