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Wie man mit Beamten umgeht

Alexander Purger

Verwaltungsreform. Das ist das Zauberwort, mit dem die Regierung (abgesehen von Steuererhöhungen) die Steuersenkung finanzieren will. Wie diese Reform der Verwaltung aussehen soll, ist ungefähr so klar wie das Arbeitspensum des Kanzlers, nämlich gar nicht.

Dabei gäbe es große Vorbilder. Im alten Österreich senkte man die Kosten der Verwaltung durch Dienstuniformen für die Beamten. Diese Uniformen waren den Monturen der Offiziere nachgebildet und durch Goldverzierungen, Zweispitz und Degen derart prächtig, dass sie den Trägern enormes Sozialprestige verliehen und sie über ihr knappes Salär hinwegtrösteten.

Die meisten Beamten schafften sich die ersehnten Uniformen sogar auf eigene Kosten an. Also der Traum jedes Finanzministers. Und gleich der nächste Traum: Viele Beamte arbeiteten in der Monarchie ohne Gehalt!

Österreich kannte damals die kostensparende Einrichtung des "supernumerären Beamten". Dies war ein Bediensteter, der viele Jahre lang arbeitete, ohne auch nur einen Gulden oder Kreuzer zu verdienen, dafür aber die langfristige Aussicht hatte, später umso schneller in eine dann auch bezahlte, höhere Position aufzurücken.

Dieses System konnte allerdings nur in einem Staat funktionieren, der dafür sorgte, dass seine Beamtenschaft in hohem Ansehen stand, und sie nicht - wie das heute mitunter geschieht - als Faulpelze und Nichtstuer hinstellte.

Diesem Ansehen dienten neben den schmucken Beamtenuniformen auch die Amtstitel. Heute hält man es für eine gelungene Reform, dass es keine Sektionschefs, sondern nur noch Sektionsleiter gibt. Früher wusste der Staat, dass ihn pompöse Amtstitel nichts kosten, dafür aber bei den Gehältern sparen helfen.

Entwickelt wurde das System bereits im byzantinischen Reich. Die höhere Beamtenschaft wurde dort eingeteilt in "clarissimi", "spectabiles" und - als höchsten Rang - "illustres". Im Laufe der Zeit war der Kaiser mit der Vergabe des untersten Titels derart freigiebig, dass die alteingesessenen "clarissimi" in die Rangklasse der "spectabiles" drängten und die ehemaligen "spectabiles" in den Rang der "illustres".

Als dadurch in der byzantinischen Hochbürokratie eine gewisse "illustres"-Schwemme eintrat, war der Kaiser mit seinem Latein keineswegs am Ende. Er schuf kurzerhand eine neue höchste Rangklasse: die "gloriosi". Eine gloriose Idee. So hatten die Beamten ein neues Karriereziel und dachten nicht nur an den schnöden Mammon.

Man kann dem Kabinett Faymann/ Mitterlehner nur empfehlen, den Beamten das Tragen goldener Degen zu gestatten und ein wenig Fantasie in neue Amtstitel zu investieren. Seine Respektabilität, der Herr Amtsdiener, und ihre Großartigkeit, die Frau Abteilungsleiterin, werden dann leichter über die nächste Nulllohnrunde (denn das ist es ja, was die Regierung unter Verwaltungsreform versteht) hinwegsehen.

Auch einer der Geheimräte des preußischen Königs Friedrich II. verwechselte Gehaltskürzungen mit Verwaltungsreform. In einer Eingabe an den König schlug er vor, die Gehälter der unteren Beamten aus Einsparungsgründen um die Hälfte herabzusetzen. Friedrich, ein großer Grantler vor dem Herrn, schrieb zurück, die kleinen Beamten hätten aufgrund ihrer schmalen Gagen schon jetzt zu wenig zu beißen. Er greife den Vorschlag des Herrn Geheimrats aber gern auf und kürze dessen eigenes Jahresgehalt um 1000 Taler.

In einem Jahr, so schrieb der König weiter, solle sich der geschätzte Geheimrat wieder bei ihm melden und berichten, ob sich die Kürzung seines unverdient hohen Gehalts für ihn persönlich als nützlich oder schädlich erwiesen habe. Dann werde man weitersehen. Gezeichnet: Friedrich.