SN.AT / Kolumne / Purgertorium / Purgertorium

Wer in zwei Jahren antritt, um in die Schuhe des Fischers zu schlüpfen

Vranitzky, Steger, Stronach, Pröll, Van der Bellen? Wen die Glaskugel als mögliche Präsidentschaftskandidaten für das Jahr 2016 zeigt.

Alexander Purger
Wer in zwei Jahren antritt, um in die Schuhe des Fischers zu schlüpfen
Wer in zwei Jahren antritt, um in die Schuhe des Fischers zu schlüpfen


Bundespräsident Heinz Fischer hat vergangene Woche sein Zehn-Jahr-Dienstjubiläum gefeiert. Da die Amtszeit des Staatsoberhaupts in Österreich mit zwei Mal sechs Jahren begrenzt ist, neigt sich seine Präsidentschaft langsam dem Ende zu. Im Frühjahr 2016 wird Fischers Nachfolger gewählt.

Die Frage, wer bei dieser Wahl kandidieren wird, beschäftigt zunehmend die politische Szene. Denn rechnet man Wahlkampf und Vorlaufzeit ein, müssen die Parteien die Kandidatenfrage spätestens im Herbst 2015, also in etwa einem Jahr, entscheiden.

Die Grundfrage, über der jetzt schon allerorten gebrütet wird, ist: Wie stellt sich der Wähler das ideale Staatsoberhaupt vor? Bei der Wahl 2004 verkalkulierte sich die ÖVP hier entscheidend. Die Kandidatur von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner erwies sich als strategisch falsch. Denn die Österreicher wollten in der Hofburg damals keine relativ junge, politisch aktive Frau sitzen haben. Sie wollten die Serie der Vaterfiguren in der Präsidentschaftskanzlei fortgesetzt wissen.

2016, zwölf Jahre später, wird sich diese Frage neuerlich stellen. Ist in Österreich eine Frau an der Spitze des Staates möglich oder halten die Wähler am Konzept des Ersatzkaisers fest? In der SPÖ, der Partei mit der im Schnitt ältesten Wählerschaft, neigt man klar der zweiten Variante zu. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, die starke Ambitionen auf die Hofburg hatte, dürfte somit - abgesehen von ihrer schweren Erkrankung - keine Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur haben.

Sucht man in der SPÖ nach einem geeigneten älteren Herrn, fällt einem sofort Rudolf Hundstorfer (63) ein. Der immer unaufgeregte, beschwichtigende Sozialminister gäbe aus SPÖ-Sicht einen idealen Präsidentschaftskandidaten ab. Ihm wird aber eine andere Karriereplanung nachgesagt. Hundstorfer, gelernter Gemeindebediensteten-Gewerkschafter, möchte seine Karriere angeblich mit dem Amt des Wiener Bürgermeisters krönen.

Die Gelegenheit, sich diesen Wunsch zu erfüllen, könnte er nach der Wiener Landtagswahl im Herbst 2015 bekommen. Der SPÖ droht bei dieser Wahl eine empfindliche Niederlage, was Langzeitbürgermeister Michael Häupl dazu bewegen dürfte, sein Amt niederzulegen. Übernimmt Hundstorfer sein Erbe, kann er nicht ein halbes Jahr später als Bundespräsident kandidieren.

Wer käme stattdessen als SPÖ-Kandidat infrage? Franz Vranitzky wäre ein respektabler, chancenreicher Kandidat. Allerdings ist er 2016 bereits 78 Jahre alt. Detail am Rande: Schon während seiner Kanzlerzeit wurde Vranitzky die Präsidentschaftskandidatur 1992 angetragen. Damals lehnte er jedoch mit einem wegwerfenden "Ich lasse mich doch nicht in der Hofburg politisch begraben" ab.

Völlig offen ist die Kandidatenfrage in der ÖVP. Genannt wurden und werden immer wieder die Namen Erwin Pröll (67), Othmar Karas (56), Karlheinz Töchterle (65) und Christoph Leitl (65). Jeder der vier hat Anhänger in der Partei, aber auch entschiedene Gegner. Wie das halt so ist in der ewig zerstrittenen ÖVP.

In welche Richtung die Entscheidung der Volkspartei geht, ist in keiner Weise absehbar. Schließlich weiß man noch nicht einmal, wer im Herbst 2015, wenn die Präsidentschaftskandidatur zur Entscheidung ansteht, Parteichef der ÖVP sein wird. Eine Feststellung, die im Übrigen auch für die SPÖ gilt. In der FPÖ deutet viel auf eine Kandidatur von Peter Fichtenbauer (68) hin. Der Wiener Rechtsanwalt war einer der angesehensten FPÖ-Abgeordneten und ist derzeit als Volksanwalt tätig. Denkbar wäre auch ein Antreten des Ex-Vizekanzlers Norbert Steger (70). Der frühere Koalitionspartner der SPÖ wurde immer als Liberaler bezeichnet, ist der Strache-FPÖ aber engstens verbunden.

Die Grünen hätten in Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen (70) den idealen Präsidentschaftskandidaten. Die Frage ist allerdings, ob er will und ob für die Grünen das Antreten eines Mannes überhaupt möglich ist. Denn ihre neue Konkurrenz - die Neos - wird garantiert mit einer Frau antreten.

Der Frauenanteil der Neos im Parlament ist derart gering, dass sie das unbedingt durch die Kandidatur einer Frau bei der Hofburg-Wahl kompensieren müssen. Das wird auch die Grünen dazu zwingen, eine Frau ins Rennen zu schicken.

Das Team Stronach kennt derartige Zwänge nicht. Vom Unterhaltungsstandpunkt aus wäre das höchstpersönliche Antreten von Parteigründer Frank Stronach (81) wünschenswert.